REUTLINGEN. Als Antwort auf die US-Zölle auf Stahl- und Aluminium-Exporte will die EU nun mit Gegenzöllen reagieren. Donald Trump lässt den Europäern keine andere Wahl. Der Rüpel aus dem Weißen Haus hat wiederholt bewiesen, dass er sich von Reaktionen der Stärke zum Einlenken hat bewegen lassen. Doch bei der Wahl der Waren, die mit Zöllen belegt werden sollen, ist Fingerspitzengefühl gefragt, sonst werden sich diese als Bumerang erweisen.
Es droht die Rückkehr der Inflation
Sich zunächst auf typisch amerikanische Waren wie Jack Daniels Whiskey oder Harley Davidson Motorräder zu konzentrieren, ist vernünftig. Sie treffen US-Hersteller, die ihre Produktionsanlagen in Regionen haben, wo für Trump besonders relevante Wählergruppen wohnen. Wenn aber im April über weitere Zölle auf Fleisch, Gemüse, Zucker, Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte gesprochen wird, ist Vorsicht angebracht. Höhere Preise für Nahrungsmittel und Industrie-Vorprodukte treiben die Inflation schnell in die Höhe. Nimmt man dann noch den Effekt der milliardenschweren schuldenfinanzierten Investitionen hinzu, die die kommende Regierung plant, drohen empfindliche Anstiege der Verbraucherpreise. Dann wäre die EZB gezwungen, von weiteren Zinssenkungen abzusehen und im schlimmsten Fall, den Leitzins sogar wieder zu erhöhen. Das wäre Sand ins Getriebe der strauchelnden Wirtschaft und könnte die Zinslast des geplanten Schuldenpakets nahezu unerschwinglich machen.
Preisaufschläge vermeiden
Bei der Wahl der Waren, die mit Gegenzöllen belegt werden, muss die EU darauf achten, dass für die hiesige Wirtschaft gleichwertige alternative Bezugsquellen zur Verfügung stehen, um ihren Bedarf zu decken. So ließen sich Preisaufschläge infolge der Gegenzölle umgehen.