REUTLINGEN. Die Wehrbeauftragte Eva Högl fordert, dass der Bundestag baldmöglichst über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Die Bundeswehr sei überaltert und finde nicht genügend Personal, begründet Högl ihren Vorstoß. Auch die Junge Union forderte in ihrer Kritik des Sondierungspapiers: »Bitte seid ehrlich zu uns. Die Wehrpflicht wird kommen müssen und ist auch notwendig.«
An einer Wiedereinführung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht führt angesichts der Zeitenwende wohl kein Weg vorbei. Es reicht nicht Milliarden für Panzer, Flugzeuge und Kanonen auszugeben, und dann keine Soldaten zu haben, die diese Waffen bedienen. Doch um Wehrpflichtige zu mustern, müssten erst wieder Kreiswehrersatzämter aufgebaut werden. Weil das einige Zeit in Anspruch nimmt, sollte die neue Regierung bald einen Beschluss dazu fassen.
Unklar ist, ob die Pistorius-Pläne, nach denen nur das Ausfüllen eines Fragebogen für Männer verpflichtend ist, dafür ausreichen, um genügend Nachwuchs für die Bundeswehr zu werben. Wer Soldat werden will, kann sich auch jetzt schon bewerben. Wer nicht Soldat werden will, wird die Fragen so beantworten, dass er ungeeignet erscheint. Einfacher wäre es, das Aussetzen der alten Wehrpflicht zu beenden. Gerechter wäre es, eine Dienstpflicht auch auf Frauen auszuweiten. Dazu müsste der Bundestag die verschiedenen Varianten der Wehrpflicht aber zunächst einmal diskutieren. Es ist höchste Zeit dafür.