Der selbsternannte Anarcho-Kapitalist Javier Milei ist mit deutlichem Vorsprung zum argentinischen Präsidenten gewählt worden. Zum Entsetzen vieler Regierungen und der internationalen Linken. Oft wird Milei in die Schublade »Rechtspopulist« gesteckt. Das jedoch beschreibt ihn unzureichend. Der Ökonom ist radikal marktliberal.
Vor allem bei der jungen Generation, die angesichts wachsender Armut, mangelnder Perspektiven und einer Jahresinflation von über 140 Prozent verzweifelt, weckt Milei mit seinem Freiheitsversprechen Hoffnung auf bessere Zeiten. Sie hat es satt, dass unfähige Politiker an sich und ihre Klientel denken. Doch hat Milei den richtigen Plan, um das Land aus der Krise zu führen? An Ambitionen mangelt es ihm jedenfalls nicht.
So steht er für kompromisslose Liberalisierung, er will die Zahl der Ministerien reduzieren und den Staat in allen Bereichen zurückdrängen, will die Zentralbank auflösen und den US-Dollar als Zahlungsmittel einführen. Er strebt sogar einen freien Organhandel an und eine Waffenlegalisierung. Doch er hat keine Mehrheit in Parlament und Senat. Er braucht Bürgerliche und Konservative als Partner. Die dürften bemüht sein, die schlimmsten Exzesse zu verhindern. Immerhin: Er bekennt sich, selten genug in der Region, zum Westen. Der sollte seine ausgestreckte Hand ergreifen und ihm – wie sein Volk – eine Chance geben.