REUTLINGEN. Unmittelbar vor der Bundestagswahl am Sonntag haben die Reutlinger Bundestagskandidaten von SPD und Grünen, Sebastian Weigle und Beate Müller-Gemmeke, einen gemeinsamen rot-grünen Wahlaufruf im Wahlkreis gestartet. Weigle, der 2005 als Direktkandidat deutlich weniger Wählerstimmen erhielt als der CDU-Bundestagsabgeordnete Ernst-Reinhard Beck, betonte sein Interesse an möglichst vielen Erststimmen. Müller-Gemmeke, die über die grüne Landesliste beste Chancen hat, als erste Frau aus dem Wahlkreis in den Bundestag einzuziehen, wünscht sich ein »starkes grünes Zweitstimmenergebnis«. Beide versicherten, sie stünden für eine sozial und ökologisch orientierte Politik. Weigle sagte dem GEA: »Ich freue mich deshalb auch über ein gutes Zweitstim-menergebnis der Grünen.«
Hintergrund sind Berichte, wonach es Union und FDP bei der Wahl womöglich nur durch sogenannte Überhangmandate gelingen könnte, eine Regierung zu bilden. Überhangmandate entstehen dann, wenn eine Partei in einem Bundesland per Erststimme mehr Mandate erobert, als ihr nach den Zweitstimmen zustehen. Dann erhöht sich die Zahl aller Abgeordneten zu Gunsten dieser Partei. Das Bundesverfassungsgericht verlangt eine Wahlrechtsänderung bis Juni 2011.
Der Reutlinger CDU-Abgeordnete Beck reagierte »gelassen« auf den rot-grünen Vorstoß. Dem GEA sagte er: »Ich bin überzeugt, dass man die Menschen bei der Wahl ihres Direktkandidaten nicht bevormunden kann - ich jedenfalls vertraue auf die Mündigkeit der Wählerinnen und Wähler.« (iri) Seite 9
