NUUK. Als in Grönland kürzlich gewählt wurde, mischte sich US-Präsident Donald Trump ein. Er versprach, in Grönland zu investieren und massenhaft Arbeitsplätze zu schaffen. Aus dem Königreich Dänemark, zu dem Grönland gehört, hieß es lediglich, dass man kein Interesse daran habe, Grönland zu verkaufen. Donald Trump wird für seinen Grönland-Kauf-Plan allgemein belächelt. Wahr ist aber auch, dass die Amerikaner schon seit über 100 Jahren Interesse an einer Kontrolle über Grönland haben. Zudem ist es nicht selbstverständlich, dass Grönland zu Dänemark gehört.
- Wer sind die Ureinwohner von Grönland?
Bevor der norwegische Wikinger Erik der Rote 982 aus Island fliehen musste und in Grönland eine Siedlung gründete, war die Insel unbewohnt. Die norwegischen Wikinger siedelten bis 1450 auf Grönland, jagten Walross-Elfenbein und betrieben eine bescheidene Landwirtschaft. Die Inuit (Eskimos) wanderten um 1150 ein. Es gehört zu den großen Rätseln der Archäologie, warum die Inuit-Kultur auf Grönland überlebte, während die Grönland-Wikinger um 1450 ausstarben. Jüngste Ausgrabungen legen nahe, dass die letzten Wikinger verhungerten, als das Klima gegen Ende des Mittelalters kälter wurde.
- Gehört Grönland nicht eigentlich zu Norwegen?
1721 gründete der norwegische Pastor Hans Egede an der grönländischen Westküste eine Kolonie, um die Inuit zu missionieren. Norwegen gehörte damals zu Dänemark. Als Norwegen nach den napoleonischen Kriegen zu Schweden wechselte, kamen die ehemals norwegisch besiedelten Inseln Faröer, Island und Grönland zu Dänemark. Die Norweger betrachteten die Inseln jedoch weiterhin als altes norwegisches Jagd- und Fischgebiet. Als Norwegen 1905 unabhängig wurde, bestieg dort mit Haakon ein zweitgeborener Prinz aus dem dänischen Königshaus den Thron. Er gründete 1931 tausende Kilometer von den dänischen Siedlern entfernt, die norwegische Kolonie Erik-Raude-Land an der unbesiedelten Westküste Grönlands. Ein internationales Gericht sprach jedoch 1933 ganz Grönland Dänemark zu, was die Norweger akzeptierten.
- Warum interessierten sich die USA für Grönland?
US-amerikanische Entdecker erforschten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in insgesamt acht Expeditionen den Norden Grönlands. 1908 lieferten sich die beiden Amerikaner Robert Edwin Peary und Frederick Albert Cook einen Wettlauf um das erstmalige erreichen des Nordpols über die grönländische Nordküste. Nachdem die USA 1867 Alaska vom russischen Zaren gekauft hatten, fassten einige Senatoren den Plan, auch Grönland von Dänemark zu kaufen, um auf Kanada, das dann von drei Seiten von den USA umgeben wäre Druck auszuüben, sich ebenfalls den USA anzuschließen. Sie verhandelten mit Dänemark das jedoch nicht verkaufen wollte.
- Haben die USA schon einmal Inseln von Dänemark gekauft?
Während des Ersten Weltkriegs kauften die USA 1916 Dänisch-Westindien in der Karibik von Dänemark. Dänemark musste damals befürchten, von Deutschland besetzt zu werden und konnte seine Kolonie in der Karibik – heute die amerikanischen Jungferninseln – mit seinen Schiffen wegen der deutschen U-Boote nicht mehr versorgen. Die USA wiederum befürchteten, dass der damalige Kriegsgegner Deutschland, der ebenfalls ein Kaufinteresse angemeldet hatte, eine U-Boot-Basis in der Nähe des amerikanischen Festlandes bekommen könnte. Im Gegenzug erkannten die Amerikaner damals allerdings die dänische Oberhoheit über Grönland an.
- Wozu gehörte Grönland im Zweiten Weltkrieg als Dänemark besetzt war?
Henrik Kaufmann, dänischer Gesandter in den USA, verkündete 1940, keine Anweisungen mehr aus dem deutsch besetzten Kopenhagen anzunehmen. Er erklärte sich zum alleinigen Vertreter Grönlands und schloss Verträge mit den USA, um Grönland von dort aus zu versorgen. Im Gegenzug durften die USA mehrere Stützpunkte auf Grönland einrichten. 1946 schlugen die USA Dänemark einen Kauf Grönlands vor, den die Dänen ablehnten. Auf Druck der Vereinten Nationen wurde Grönland dekolonialisiert und ist seit 1953 ein gleichberechtigter Teil des dänischen Königreichs. Seit 1979 hat Grönland ein eigenes Parlament.
- Warum ist Grönland nicht in der Europäischen Union?
1973 trat Dänemark der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei, was in Grönland wegen der Fischereirechte für Unmut sorgte. Nach einem Referendum 1982 trat Grönland 1985 aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft aus.
- Warum sind die Amerikaner auf Grönland unbeliebt?
Während des Kalten Krieges hatten die USA auf Grönland mehrere Stützpunkte, da der kürzeste Weg für Bomber und Raketen zu russischen Zielen über den Nordpol führt. Die US-Truppen informierten die Dänen nur unzureichend darüber, was auf den geheimen Stützpunkten vor sich ging. So erfuhren die Dänen erst durch den Absturz eines Flugzeugs, dass die USA auf Grönland Atomwaffen stationiert hatten. Als die USA in den 1990er mehrere Stützpunkte räumten, ließen sie Schrott und umweltschädliche Stoffe zurück. Die Aufräumarbeiten musste Dänemark erledigen. Als die Amerikaner 2002 ihre letzte Basis, die Thule Airbase, erweitern wollten, lehnte das grönländische Parlament das ab.
- Warum haben die Amerikaner jetzt wieder Interesse an Grönland?
Grönland ist für die USA wieder attraktiver geworden. Das hat mehrere Gründe. Zum einen das Wiederauflammen der militärischen Bedrohung durch Russland. Zweitens der Klimawandel. Denn das Schmelzen des Eises hat für Grönland auch positive Folgen. Bodenschätze, die wegen des Eises unerreichbar waren, können erschlossen werden. Zudem könnte als Folge des Klimawandels die Nordwestpassage als kürzerer Seeweg nach Asien passierbar werden. (GEA)