REUTLINGEN. US-Außenminister Marco Rubio reist nicht zu den Ukraine-Verhandlungen nach London. Das deutet darauf hin, dass nicht mit einem schnellen Friedensabkommen zu rechnen ist. US-Präsident Donald Trump scheint die Lust an den zähen Verhandlungen zu verlieren. Der Mann der schnellen Dekrete ist offenbar eben doch nicht der geniale Dealmaker, für den er sich hält. Noch im Wahlkampf hatte er geprahlt, er könne innerhalb eines Tages Frieden schaffen. Sein Plan war offenbar, den Forderungen des russischen Präsidenten nachzugeben.
Denn der »letzte Vorschlag«, den Trump zuvor angedeutet hatte, kommt einem Sieg Russlands gleich. Die Ukraine und die Europäer sollen anerkennen, dass die Krim und der Donbass russisch seien. Außerdem solle der Westen alle wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland aufheben, und die Ukraine solle auf einen Nato-Beitritt verzichten. Zu einem solchen Abkommen war Wolodymyr Selenskyj, den Trump kürzlich öffentlich gedemütigt hatte, offenbar nicht bereit.
Die Frage ist jedoch, welche Optionen Selenskyj noch bleiben, wenn die USA als bisher wichtigster Unterstützer der Ukraine wegbrechen. Eine Wende an der Front ist nicht in Sicht. Weitere Geländegewinne der Russen scheinen vorhergezeichnet. Dass die Europäer durch ein Hochfahren ihrer Ukrainehilfe den Wegfall der USA ersetzen können, erscheint utopisch. Die Geschichte zeigt jedoch, dass ein Abkommen nur dann dauerhaft Bestand hat, wenn es für beide Seiten akzeptabel ist. Die Diplomaten sollten deshalb die Geduld zu weiteren Verhandlungen haben.