REUTLINGEN. Eine Einschätzung, bei welchen Themen Merz beziehungsweise Scholz punkten konnte und wo die Kandidaten Federn lassen mussten.
- Wo Scholz punktet
Natürlich hat Olaf Scholz das Thema Migration und die Abstimmung, bei der die AfD der CDU zum Erfolg verholfen hat, weidlich ausgeschlachtet. Da hat CDU-Kandidat Merz in der Öffentlichkeit Minuspunkte gesammelt. Scholz sprach diesen Punkt an mehreren Stellen im TV-Duell immer wieder an und wies immer wieder auf Merz’ Wortbruch hin, was ihn nach Scholz’ Meinung als Kanzler disqualifiziert. In Sachen Ukraine-Krieg bekräftigte Scholz seinen Standpunkt: Klares Bekenntnis zur Ukraine und zur Unterstützung. Aber keine unüberlegten Waffen-Lieferungen in die Krisenregion. Das brachte ihm den Ruf als Friedenskanzler ein. Damit punktete er wieder.
- Wo Scholz schwächelt
Auf machen Themenfeldern ließ sich Scholz von Merz zu sehr in die Defensive drängen. Merz prangerte das seiner Meinung nach vorschnelle Abschalten der Kernkraftwerke an. Scholz verpasste es, darauf zu verweisen, dass die Merkel-Regierung unter dem Eindruck von Fukushima den vorschnellen Atom-Ausstieg beschloss. Auch Flüchtlingsproblematik gibt es nicht erst, seit Scholz Kanzler ist. Den Grundstein legte Merkel.
- Wo Merz punktet
Friedrich Merz hat das TV-Duell genutzt, um sein öffentliches Bild aufzupolieren. Der CDU-Fraktionschef war sehr sachlich, lächelte immer wieder und zeigte zuweilen sogar Witz. Von der Verbissenheit und Kälte, die ihm seine Gegner vorwerfen, war in der Fernsehdebatte nicht viel zu sehen. Dazu trug auch der moderate und sachliche Ton bei. Gepunktet hat Merz auch mit seiner Schlagfertigkeit. Als es um die von der SPD versprochen Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro ging, erinnerte er Scholz daran, dass dieser versprochen hatte, die Entscheidung der Kommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu überlassen.
- Wo Merz schwächelt
Ausgerechnet in der Wirtschaftspolitik gelang es Merz nicht, das SPD-Versprechen, einen Made-in-Germany-Bonus einzuführen, zu kontern. Der CDU-Chef blieb blass. Er verwies darauf, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft dauerhaft zu verbessern. Auch die Aussage, dass er Windräder nicht schön findet, wirkte populistisch. Schönheit ist kein politisches Kriterium. (GEA)