REUTLINGEN. Sind wir jetzt schlauer? Nicht wirklich. Zum Sieger des TV-Duells am Sonntag kürte in einer anschließenden Blitzumfrage rund ein Drittel der Zuschauer Scholz, ein Drittel Merz, ein Drittel war unentschieden. Weder schaffte der SPD-Verteidiger den Befreiungsschlag, noch machte der CDU-Herausforderer den Wahlsieg fix. Trotzdem war der Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten aufschlussreich.
Zur Begrenzung der irregulären Migration gab es nichts Neues: Scholz meinte, er tue bereits genug. Merz meinte, man müsse endlich mehr tun. Scholz warf Merz Zusammenarbeit mit der AfD vor, Merz wies die Anschuldigung vehement zurück. Soweit, so bekannt. Interessant ist, was nicht gesagt wurde: Nämlich wie Deutschland im globalen Wettrüsten verteidigungsfähig werden soll. Wie es im geopolitischen Handelskrieg nicht zerrieben werden soll. Wie es im weltweiten Innovations-Wettlauf bei Schlüsseltechnologien wie künstlicher Intelligenz, Batterietechnik und Biomedizin mithalten soll. Wie es Kitas und Schulen zukunftsfit, Kranken- und Rentenkasse altersfest kriegen soll.
Um den Wohlstand zu bewahren, muss Deutschland sich verändern. Dafür fehlen Union und SPD überzeugende Konzepte. Im Fernsehen attackierte Scholz angriffslustig, Merz parierte staatsmännisch. Der Sauerländer bot dem Hamburger sogar indirekt eine Neuauflage der GroKo an. Darauf könnte es angesichts der Umfragen tatsächlich hinauslaufen. Womöglich zum Schaden des Landes: Zu befürchten stünde ein Weiter-so mit weichgespülten Kompromissen. Bleibt zu hoffen, dass Deutschland den Aufbruch nicht verschläft. (GEA)