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Trumps neueste Zolldrohung: Verhandlungsgeschick eines kleinen Kindes

Warum GEA-Redakteur Ulrich Häring denkt, dass der selbsterklärte Dealmaker Trump in Wirklichkeit nicht über das geringste Verhandlungsgeschick verfügt.

US-Präsident Donald Trump droht der EU mit Zöllen in Höhe von pauschal 50 Prozent ab Anfang Juni.
US-Präsident Donald Trump droht der EU mit Zöllen in Höhe von pauschal 50 Prozent ab Anfang Juni. Foto: John McDonnell/ap/John McDonnell/AP/dpa
US-Präsident Donald Trump droht der EU mit Zöllen in Höhe von pauschal 50 Prozent ab Anfang Juni.
Foto: John McDonnell/ap/John McDonnell/AP/dpa

REUTLINGEN. Da ist ihm mal wieder der Kragen geplatzt, dem selbsternannten Dealmaker aus dem Weißen Haus. Weil sich die Europäische Union ihm nicht im ehrfurchtsvollen Kotau zu Füßen werfen will, holt US-Präsident Trump die gute alte Zollkeule hervor. Was soll er auch machen, es ist nun mal die einzige Waffe, die er beherrscht. Und das nicht einmal besonders gut. Seine regelmäßigen polternden Drohgebärden offenbaren seine ganze Hilflosigkeit auf dem diplomatischen Parkett.

Selten auf Augenhöhe verhandelt

Donald Trump ist als Spross eines mächtigen Immobilien-Tycoons auf der Sonnenseite der Macht aufgewachsen. Mit dem Geld und dem Ansehen des Familien-Clans im Rücken, begegneten dem jungen Donald wohl viel zu selten Menschen auf Augenhöhe. Egal ob im eigenen Unternehmen oder in seiner bekannten Fernsehshow - »you are fired« - schien die Lösung für jeden Konflikt. Wer es gewohnt ist bei Verhandlungen, aus einer Position der Stärke heraus, dem Gegenüber seinen Willen aufzuzwingen, der überschätzt wohl leicht sein Verhandlungsgeschick. Erst recht, wenn das Schicksal ihn an die Spitze des mächtigsten Landes der Welt spült.

Zollkeule trifft auch eigene Wähler

Tatsächlich verfügt er als Präsident der USA über eine geradezu erschreckende Machtfülle. Aber die Methoden, die den Rüpel auf dem Pausenhof zum König machen, funktionieren auf dem Parkett der internationalen Politik nicht mehr. Geduld und ein Gespür für die Bedürfnisse des anderen, hat Trump wohl nie erlernen müssen. Frustriert wie ein kleines Kind versucht er einmal mehr die Muskeln spielen zu lassen. Doch die Zollkeule, mit der er droht, kann er nicht schwingen, ohne damit auch seine treuen Wähler hart zu treffen. Und leere Drohungen sind auf Dauer keine Verhandlungsstrategie.

ulrich.haering@gea.de