REUTLINGEN. Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück: So trampelt Donald Trump durch die Weltpolitik. Bei Partnern und Gegnern sorgt der US-Präsident für Verwirrung: Ist das Panne oder Absicht?
Die jüngste Kapriole: Trump zitiert Russland an den Verhandlungstisch und droht mit Sanktionen. Zuvor hofiert er Präsident Putin noch und stoppt die US-Militärhilfe für die Ukraine. Ähnlich widersprüchlich ist Trumps Handelspolitik: Erst verhängt er Strafzölle gegen Mexiko und Kanada, dann schiebt er sie auf. Seit der Amtsübernahme jagt eine Kuriosität die nächste: Trump will Kanada als 51. Bundesstaat annektieren, Grönland kaufen, den Panamakanal notfalls mit Militärgewalt zurückerobern, den »Golf von Mexiko« in »Golf von Amerika« umbenennen und Millionen Palästinenser aus dem Gazastreifen umsiedeln.
Trump bricht Regeln, stellt das Völkerrecht infrage und verstößt gegen die Etiquette. Das wirkt irrational, weil seine Vorstöße voraussichtlich nicht voll umgesetzt werden. Doch man sollte den US-Präsidenten nicht unterschätzen. Seine Irrlichterei hat System. »Überschwemm die Welt mit Scheiße«, riet Ex-Berater Bannon einst. Trump hat die Methode perfektioniert. Er überrumpelt das Gegenüber, stiftet Chaos, gibt sich unberechenbar - und triumphiert am Ende womöglich. Das Verwirrspiel dient einem einzigen Zweck: den Interessen Trumps, und eventuell der USA. Dessen muss sich Europa bewusst sein: Die USA sind kein zuverlässiger Verbündeter mehr. Die EU ist auf sich allein gestellt. Darum ist die massive Aufrüstung richtig - auch mittels neuer Schulden. (GEA)