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Aktuell Kommentar

Trump und die Politik des Holterdiepolter

Der US-Präsident hat angekündigt, die USA wollen unverzüglich wieder Atomwaffentests vornehmen. Warum die einen entsetzt sind und die anderen genervt abwinken, erläutert GEA-Politikredaktur Oliver Jirosch.

Ein Atomwaffentest in Nevada im Jahr 1957. 1992 fand der letzte in den USA statt. US-Präsident Donald Trump hat nun angekündigt,
Ein Atomwaffentest in Nevada im Jahr 1957. 1992 fand der letzte in den USA statt. US-Präsident Donald Trump hat nun angekündigt, wieder solche Tests aufnehmen zu wollen. Foto: Uncredited/energy department/ap/Uncredited/Energy Department/AP/
Ein Atomwaffentest in Nevada im Jahr 1957. 1992 fand der letzte in den USA statt. US-Präsident Donald Trump hat nun angekündigt, wieder solche Tests aufnehmen zu wollen.
Foto: Uncredited/energy department/ap/Uncredited/Energy Department/AP/

REUTLINGEN. Das ist Weltpolitik nach Art von Donald Trump: Holterdiepolter, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Verbündete einzuweihen oder sich gar mit ihnen abzustimmen. Der US-Präsident hat angekündigt, sein Land wolle wieder unverzüglich Atomwaffentests aufnehmen. Der US-Präsident hat mal wieder einen rausgehauen, und die Welt hält für einen Moment den Atem hat. Das dürfte so recht nach Trumps Geschmack sein. Er begründet das einmal mehr mit einem Ungleichgewicht zu Ungunsten der USA, weil angeblich andere Atommächte schon wieder Tests planen oder gar vornehmen würden. Dass seine Ankündigung fast zeitgleich zu einem Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erfolgt, lässt erahnen, wen Trump im Blick hat. Mit Ausnahme von Nordkorea halten sich allerdings alle Atommächte seit 1996 an den Kernwaffenteststopp-Vertrag.

Rückkehr zum Rüstungswettlauf?

Trump will sich einmal mehr bei seinen Anhängern mit einem Beispiel der Politik der Stärke profilieren. Doch Fachleute warnen, dass diese Ankündigung eine Rückkehr zum Rüstungswettlauf bedeuten könnte, welcher der Welt noch aus Zeiten des Kalten Krieges bekannt ist. Andere wiegeln ab und bezweifeln, dass die technischen Voraussetzungen für solche Tests so schnell zu schaffen sind. Sie verweisen darauf, dass Computer-Simulationen genügend Erkenntnisse brächten und mit weit weniger Risiken behaftet wären.

Verbale Kraftmeierei

Eine dritte Gruppe weist darauf hin, dass der US-Präsident schon nach wenigen Tagen eine 180-Grad-Kehre in seinem Kurs vollführen könnte. Weil er nur mal wieder einen Testballon habe starten wollen, um zu sehen, wie die Weltöffentlichkeit auf seine verbale Kraftmeierei reagiert. Man mag es bedauern, dass - nach den Erfahrungen mit ihm - dem Chef einer Weltmacht so wenig Seriosität im Handeln zugetraut wird. In der Ära Trump müssen wir uns aber damit abfinden. Es bleibt die Hoffnung, dass nach dieser Ära in der US-amerikanischen Politik wieder Verlässlichkeit und Vertrauen eine zentrale Rolle spielen. (GEA)

oliver.jirosch@gea.de