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Trump: Ohne Rücksicht auf Verbündete

Trumps Grönland-Fantasie ist ein Signal an seine Anhänger, analysiert Gea-Redakteur Martin Zimmermann.

Donald Trump Jr. (2.v.r) bei seiner Ankunft in Nuuk.
Donald Trump Jr. (2.v.r) bei seiner Ankunft in Nuuk. Foto: Emil Stach/dpa
Donald Trump Jr. (2.v.r) bei seiner Ankunft in Nuuk.
Foto: Emil Stach/dpa

REUTLINGEN. Donald Trump ist noch nicht wieder Präsident, das postet er sich wieder in die Schlagzeilen. Er erhebt Ansprüche auf Grönland und will auch Kanada nach dem Rücktritt von Premierminister Justin Trudeau mit den USA vereinigen. Dabei verschwimmt, was der künftige US-Präsident als chauvinistischen Witz und was er ernst gemeint hat. Realistisch durchzusetzen sind Trumps Gebietsansprüche vermutlich nicht, aber sie sorgen für Unmut bei den Nato-Verbündeten, in einer Zeit, in der die Nato eigentlich einig sein müsste.

Trump scheint sich über Grönland nur unzureichend informiert zu haben. Denn die riesige Insel, die zum Königreich Dänemark gehört, besitzt keine nennenswerte Industrie außer der Fischerei und lebt fast ausschließlich von den Zuschüssen aus Kopenhagen. Sie wäre wohl auch für die USA ein Minusgeschäft. Zu groß sind die logistischen Herausforderungen, um die wenigen und weit verstreut lebenden Menschen zu versorgen. Deshalb wurden Unabhängigkeitsbestrebungen, die über die seit 2009 bestehende weitgehende Autonomie hinausgehen, bisher von den Grönländern nicht weiter verfolgt.

Mit dem Privatflugzeug landete nun Trumps Sohn Donald jr. »als Tourist« auf der arktischen Insel, um sie sich anzusehen. Was Trump senior mit dieser Art der inoffiziellen Außenpolitik über die sozialen Medien bezweckt, ist wohl im Wesentlichen ein Signal an seine Anhänger. Er will den Großmachtanspruch der USA zu erneuern - getreu seinem Slogan »Make America great again«. Um die Befindlichkeiten von Verbündeten schert sich Trump dabei ebenso wenig wie sein Unterstützer Elon Musk, der offen zur Wahl der AfD aufruft. Für die deutsche Politik sind das keine guten Zeichen. Sie muss sich auf weiteres Störfeuer aus Washington gefasst machen.