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Trinkverbot am Bahnsteig

STUTTGART. Wer in Bussen und Bahnen Bier, Schnaps oder Wein trinkt, muss seit 1. Januar 2009 damit rechnen, an der nächsten Haltestelle rauszufliegen. Mit dem Alkoholverbot im Öffentlichen Personennahverkehr will die Stadt Stuttgart das Gewaltpotential von Fahrgästen eindämmen und geht jetzt noch einen Schritt weiter. Mit einer Flasche Bier am Bahnsteig kommt man erst gar nicht in den Zug rein, sondern erhält schon dort einen Platzverweis. Bürgermeister Martin Schairer will die verschärfte Variante juristisch prüfen lassen und in Stuttgart möglichst schnell durchsetzen. Als erste Stadt Deutschlands würde Stuttgart den Fahrgästen Alkoholverbot schon vor dem Zug erteilen.

»Wir wollen Angsträume vermeiden«, begründete Schairer den Vorstoß als Reaktion auf den Tod von Dominik Brunner (50), der vergangenen Samstag eine Auseinandersetzung mit jugendlichen Schlägern in München mit dem Tod bezahlen musste. Alkohol sei bei vielen der 380 Körperverletzungen, die es im Stuttgarter ÖPNV 2008 gab, »tatbegleitender Faktor«. Damit das »Sicherheitsgefühl« der Fahrgäste nicht wackelt, soll der städtische Vollzugsdienst an Endhaltestellen Streife schieben. In den S-Bahnen patroulliert ein Sicherheitsdienst vor allem in den »Tagesrandlagen«.

Videoüberwachung geschieht ohnehin schon flächendeckend, jedenfalls in den Straßenbahnen. Klaus-Dieter Lohrmann, Betriebsleiter der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gab bekannt, dass auch die alten Waggons nachgerüstet worden seien. Die Polizei will ihren Teil zur Sicherheit beitragen, indem Beamte ihre Dienstgänge künftig in Uniform per Bus und Bahn erledigen. Darüber hinaus sollen Beamte in Zivil verstärkt unterwegs sein und in den Fahrgasträumen für Ruhe und Ordnung sorgen. »Beruhigende Musik« an ausgewählten Haltestellen soll das Aggressionspotenzial senken.

Um mit vereinten Kräften vorzugehen, gibt es einen regelmäßigen Workshop von Polizei, Stadt und Betreibern. Hintergrund ist die Zunahme der Polizeieinsätze im Zusammenhang mit Alkohol und sogenannter Ordnungsstörungen im ÖPNV: Von Januar bis Mai 2008 gab es 1 500 Einsätze, im laufenden Jahr 1 700. Rund 7 000 Straftaten sind bei der Stuttgarter Polizei im Jahr 2008 für den Bereich ÖPNV registriert - hierzu zählen nicht nur Straftaten in Bussen und Bahnen, sondern auch solche im nahen Bereich von Haltestellen, Bahnhöfen, Bahn- und Gleisanlagen. Die am häufigsten begangene Tat bleibt freilich das »Erschleichen von Leistungen«: 4 700 Schwarzfahrer wurden erwischt. (GEA)