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Türkei: Die Angst des Sultans

Ekrem Imamoglu
Ekrem Imamoglu gilt als vielleicht wichtigster Gegenspieler von Staatschef Erdogan in der Türkei. (Archivbild) Foto: Oliver Berg/DPA
Ekrem Imamoglu gilt als vielleicht wichtigster Gegenspieler von Staatschef Erdogan in der Türkei. (Archivbild)
Foto: Oliver Berg/DPA

Hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan nun seinen bisher größten politischen Fehler begangen? Mit der Festnahme des Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoglu, der in wenigen Tagen als Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Partei CHP nominiert werden soll, zeigt Erdogan keine Stärke. Nein, es wird offensichtlich, dass der Sultan vom Bosporus Angst hat. Dass er fürchtet, Imamoglu, der seiner AKP-Partei schon Istanbul entrissen hat, könnte derjenige sein, der ihm seinen Traum von der Präsidentschaft bis ans Lebensende zerstört und ihm seine Macht nimmt.

Man muss kein Anhänger Imamoglus sein, um zu erkennen, was in der Türkei gerade vor sich geht. Dutzende Personen aus der Opposition wurden festgenommen, Presseerklärungen und Demonstrationen untersagt, die Internet-Geschwindigkeit gedrosselt, um den Gebrauch sozialer Medien zu erschweren. Zuvor wurde Imamoglu bereits sein Hochschulabschuss entzogen, den er für eine Kandidatur benötigt. Erdogan will auf Nummer sicher gehen. Von einem »Putsch gegen unseren nächsten Präsidenten«, spricht die CHP. Und in der Tat, es ist ein Staatsstreich von oben, angeführt vom Präsidenten.

Erdogan glaubt, dass der Zeitpunkt günstig ist, und die Welt derzeit mit so vielen anderen Themen beschäftigt ist, dass sich die Empörung schnell gelegt hat. Bis zur nächsten Wahl, die offiziell 2028 ansteht, ist noch viel Zeit. Selbst wenn Erdogan sie vorziehen sollte. Die Frage ist, ob er auch diesmal mit seinen Machtspielen durchkommt. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen ist es gestern zu Demonstrationen gekommen. Die nächsten Tage werden zeigen, ob Erdogan sein Blatt überreizt hat.

 

politik@gea.de