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Spielplatz-Debatte: Mehr Bullerbü wagen

Statt über das Wort Spielplatz zu diskutieren, sollten die Verwaltungen Kindern wieder mehr Freiräume geben, findet GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Ein Schild weist auf einen Spielplatz hin.
Ein Schild weist auf einen Spielplatz hin. Foto: Federico Gambarini/dpa
Ein Schild weist auf einen Spielplatz hin.
Foto: Federico Gambarini/dpa

REUTLINGEN. Die Kölner Verwaltung wollte Spielplätze in »Spiel- und Aktionsflächen« umbenennen. Ein Ausschuss war der Meinung gewesen, dass Jugendliche durch das Wort Spielplatz diskriminiert wären. Bei dieser Debatte sollte bedacht werden, wie Spielplätze entstanden.

Bevor es Spielplätze gab, war für Kinder, die auf dem Land aufwuchsen, das ganze Dorf und die angrenzenden Wälder die Spiel- und Aktionsfläche. Im Bach fingen die Kinder Molche, im Wald kletterten sie auf Bäume und bauten sie Hütten aus Ästen. In den Dreckbergen des Erdaushubs der Neubauten bauten Kinder ihre Burgen. Mädchen und Jungen sprangen in den Bauernhöfen von Balken ins Heu und badeten nackt im Baggersee. Statt einer Kinderbetreuung gingen sie zu einem benachbarten Handwerker und übten Nägel in ein Stück Holz einzuschlagen - eben wie in Astrid Lindgrens Geschichten von den Kindern aus Bullerbü.

Als die Straßen voller wurden und die Eltern hatten Angst hatten ihre Kinder alleine herumziehen zu lassen, entstanden die Spielplätze. Die ersten Spielplätze in den Dörfern wurden von Eltern aus alten Lkw-Reifen gebaut. Heute werden diese selbst gebauten Spielplätze abgebaut, weil sie nicht mehr den Sicherheitsnormen entsprachen. Zugegeben - es gibt nicht mehr viele Bauernhöfe und kleine Handwerker, die ihren Werkstätten auf die Nachbarskinder aufpassen. Dennoch sollten die Verwaltungen weniger über das Wort Spielplatz und Sicherheitsnormen diskutieren und dafür im Sinne der Kinder wieder mehr Bullerbü wagen.