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Sondierungen: Laschets Umgang mit der Realität

CDU-Parteichef Armin Laschet beim Verlassen des Konrad-Adenauer-Hauses in Berlin.  FOTO: KAPPELER/DPA
CDU-Parteichef Armin Laschet beim Verlassen des Konrad-Adenauer-Hauses in Berlin. Foto: Kappeler/dpa
CDU-Parteichef Armin Laschet beim Verlassen des Konrad-Adenauer-Hauses in Berlin.
Foto: Kappeler/dpa

Politik beginnt bekanntlich mit der Betrachtung der Wirklichkeit. Dafür hat Armin Laschet sehr lange gebraucht. Direkt nach der Bundestagswahl zog es der Kanzlerkandidat der Union lieber vor, über die Verfassungslage zu referieren. Danach wird derjenige Kanzler, der im Parlament eine Mehrheit dafür findet. Das ist zwar richtig, verstellt aber den Blick auf das Wesentliche: die Niederlage bei der Bundestagswahl. Laschet hat die Sondierungsgespräche mit den Grünen dazu genutzt, um die Wahlpleite öffentlichkeitswirksam einzuräumen. Der Kanzlerkandidat der Union akzeptiert, dass er nur Kanzler von Gnaden der Grünen und FDP werden kann. Mit dieser Demutsgeste bleibt die Union überhaupt im Rennen um die Regierungsbildung. Denn verhandeln kann man nur mit jemandem, der die politischen Realitäten akzeptiert.

Die Spielregeln ändern sich

Olaf Scholz und die Sozialdemokraten haben den Bruch im deutschen Parteiensystem viel früher erkannt und begriffen, dass sich damit auch die Spielregeln ändern. Selbst wenn die SPD die Bundestagswahl mit 25,7 Prozent gewonnen hat und die größte Fraktion im Bundestag bildet, kann sie sich nicht mehr den kleinen Partner aussuchen. Die Zeit der Zweierbündnisse ist vorerst vorbei. FDP und Grüne sind die Königsmacher. Sie geben Tempo und Reihenfolge bei den Sondierungen vor. Scholz war klug genug, das anzuerkennen und sich darauf einzulassen.

Grüne und Liberale werden nun entscheiden, mit wem sie Verhandlungen beginnen wollen. Auch wenn die Union vielleicht billiger zu haben wäre, so spricht vieles für ein Regierungsbündnis mit der SPD. Die Genossen sind der verlässlichere und solidere Partner.

davor.cvrlje@gea.de