Es war schon eine gruselige Veranstaltung gestern auf dem Roten Platz in Moskau. Während ihre Kameraden an der Front in der Ukraine kämpfen und sterben und zu Tausenden als Kanonenfutter verheizt werden, ließ Staatschef Wladimir Putin massenhaft Soldaten an sich und seinen Staatsgästen, unter ihnen Chinas Präsident Xi Jinping, vorbeimarschieren. Erneut hat der Kreml-Diktator zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs eine abstoßende und geschichtsklitternde Rede gehalten. Die Russen seien das Siegervolk. Obwohl viele andere Völker mit gegen Hitler-Deutschland gekämpft haben.
Das Perfide: Es waren Soldaten der 5. Gardearmee der 1. Ukrainischen Front, die am 25. April bei Torgau an der Elbe auf US-Truppen trafen. Heute setzt Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Kampf gegen die Nazis gleich und behauptet, russische Werte und Traditionen zu verteidigen. Seine Rede war die beste Bestätigung dafür, dass die Bundesregierung es zu Recht ablehnt, Vertreter des kriegerischen Putin-Russlands zu Gedenkveranstaltungen 80 Jahre nach Kriegsende einzuladen. Dennoch konnten es sich Vertreter der Wagenknecht-Partei nicht verkneifen, nach Moskau zu reisen.
Während das bei ihnen nicht überrascht, irritiert es schon, dass der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner im April gemeinsam mit dem Genossen Matthias Platzeck und dem Bahn-Manager und früheren CDU-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla zu einem Treffen mit »privatem Charakter« mit einem Vertrauten des Moskauer Kriegsherrn nach Baku gereist sind. Ein Affront gegen die Bundesregierung und die EU.