REUTLINGEN. Wenn Parteien zusammenarbeiten wollen, gilt das generell als positiv. Doch wenn sich die extremen Ränder des politischen Spektrums auf einmal die Hand geben, dann sollte das den Wähler zumindest ein wenig stutzig machen. Dass Sahra Wagenknecht und Alice Weidel also nun ihre neu entdeckte (wie junge Menschen es formulieren) »Sisterhood« feiern, zeigt vor allem: Das Streben nach Macht macht zumindest moralisch flexibel.
So richtig verwundert es nicht, dass AfD und BSW jetzt erste Kontakte knüpfen. Befinden sie sich, trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen, in ähnlichen Zwickmühlen. Während das BSW, ob knappem Nichteinzug in den Bundestag und wiedererstarkter »Linken«, so langsam das Abgleiten in die politische Bedeutungslosigkeit droht, kommt die AfD trotz zweistelliger Wahlergebnisse nicht in politische Verantwortung, weil sie niemand als Koalitionspartner haben möchte. Das hätte dem BSW mit einer nur leicht anderen Stimmenkonstellation wohl auch in Thüringen gedroht. Als Schmuddelkinder der politischen Landschaft ist klar, wirklich haben will sie keiner. Wenn sie also wirklich in Amt und Würden kommen wollen, müssen sie gemeinsame Sache machen.
So suchen die beiden »Powerfrauen« Wagenknecht und Weidel nach Gemeinsamkeiten, mit denen sie ihren Wählern und Parteimitgliedern künftige Kooperationen und Koalitionen schmackhaft machen können. Besonders verbindet sie das Aufbegehren gegen die »Altparteien«, aber auch die Haltung im Ukrainekonflikt, zu Corona oder Migration könnte zusammenschweißen. Ob die Wähler der jeweiligen Ränder eine solche Verbindung gutheißen, muss sich erst noch zeigen.