REUTLINGEN.. Es ist alarmierend und es ist vor allem auch traurig: Laut des gestern veröffentlichten Schulbarometers der Robert Bosch-Stiftung bewertet mehr als ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren die eigene Lebensqualität als niedrig. Ein Fünftel beschreibt sich gar als psychisch belastet. Und: Mehr als ein Viertel der Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen fühlt sich nicht wohl, leidet am dortigen Leistungsdruck. Was die Befragung ebenfalls zutage fördert, ist vor allem für Lehrkräfte schmerzhaft: Ihre Schüler stellen ihnen ein schlechtes Zeugnis aus. 41 Prozent kritisieren, dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht nachfragt, was man verstanden hat und was nicht. Viele vermissen regelmäßige Rückmeldungen.
Die Ursachen hierfür sind schon lange bekannt: Die Lehrkräfte müssen meist in zu kurzer Zeit viel zu viel Lernstoff abhandeln, für den einzelnen Schüler bleibt kaum noch Zeit. Unsere Prüfungskultur ist veraltet, es werden immer noch lieber Ziffern von 1 bis 6 verteilt, anstatt mit den Schülern über ihre Leistungen zu sprechen. Doch wie sollen Lehrkräfte ihren Schülern noch gerecht werden, wenn die Klassen immer diverser und ihre Verwaltungsaufgaben immer größer werden? Hier müssen Lehrkräfte auch entlastet werden.
Lehrkräfte müssen sich aber trotz aller Schwierigkeiten für die Lebenswelten und Nöte ihrer Schüler interessieren. Auch wenn dies anstrengend ist. Schüler wollen gesehen werden. In Zeiten von großen Krisen muss ihnen Mut für die Zukunft gemacht werden. Ständiger Druck ist hier fehl am Platz. Denn nur wer sich in der Schule wohlfühlt, kann gut lernen.