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Schon wieder Johnson

Der Ex-Premierminister möchte wohl seine Nachfolgerin Liz Truss im Amt beerben

Bei seinem Rücktritt verabschiedete sich Boris Johnson mit den Worten »Hasta la vista, Baby«. Tatsächlich könnte es bald ein Wie
Bei seinem Rücktritt verabschiedete sich Boris Johnson mit den Worten »Hasta la vista, Baby«. Tatsächlich könnte es bald ein Wiedersehen mit ihm geben. FOTO: ROUSSEAU/DPA
Bei seinem Rücktritt verabschiedete sich Boris Johnson mit den Worten »Hasta la vista, Baby«. Tatsächlich könnte es bald ein Wiedersehen mit ihm geben. FOTO: ROUSSEAU/DPA

LONDON. Es ist kein Witz. Der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson, der im Juli durch einen Massenrücktritt seiner Minister aus dem Amt gedrängt wurde, plant eine Rückkehr in die Downing Street, wie britische Medien übereinstimmend berichten. Nach dem Rücktritt von Premierministerin Liz Truss am Donnerstag wäre für Johnson der Weg für ein politisches Comeback frei. Bis zum Montagnachmittag 14 Uhr Ortszeit London können sich Kandidaten für den vakanten Parteivorsitz und damit für das Amt des Regierungschefs bewerben. Johnson hätte gute Chancen.

Allerdings liegt die Schranke hoch. Für eine Nominierung bräuchte Johnson die Stimmen von mindestens einhundert Abgeordneten der Konservativen Partei. Da die Regierungsfraktion 357 Mitglieder ausmacht, ist ein Maximum von insgesamt drei Kandidaten möglich. Sollten sich am Montag drei Bewerber finden, wird das Feld durch eine Ausschlusswahl innerhalb der Fraktion auf zwei Kandidaten verkleinert. Das letzte Wort haben dann die Mitglieder der Konservativen Partei, die bis zum kommenden Freitag online abstimmen dürfen. Neben Johnson werden als weitere mögliche Bewerber Rishi Sunak, der ehemalige Finanzminister, der im Stechen gegen Liz Truss unterlag, und Penny Mordaunt gehandelt, die in der Kampagne um den Parteivorsitz auf den dritten Platz kam. Niemand hat bisher offen seine Kandidatur erklärt. Man will erst einmal ausloten, wie groß die Unterstützung ist, bevor man sich ins Rennen stürzt.

Alliierte werden mobilisiert

Als Truss zurücktrat, genoss Boris Johnson einen Urlaub in der Karibik. In London dagegen, meldete die »Times«, arbeitet jetzt schon das Team, mit dem er 2019 die Wahlen gewann, an einer Kampagne für seine Rückkehr und mobilisiert Alliierte und Spender. Der Telegraph wiederum weiß, dass Johnson seine Kollegen in der Fraktion mit dem Versprechen ködert: Nur ich kann den Erdrutschsieg von Labour verhindern. Tatsächlich deuten die Meinungsumfragen, die Labour in den letzten Wochen konstant 30 Prozentpunkte vor den Torys sehen, auf einen nahezu vollständigen Untergang der Konservativen, sollte es zu Wahlen kommen.

Für Außenstehende muss es grotesk wirken. Boris Johnson war der Mann, der aufgrund zahlreicher Skandale politisch untragbar wurde und zurücktreten musste. Das löste einen Nachfolgekampf aus, der im Sommer das Land paralysierte und in einer Regierungschefin Liz Truss resultierte, die in kürzester Frist für eine Finanzkrise und ein politisches Chaos sorgte. Und jetzt soll genau dieser Mann wieder dort in der Downing Street ankommen, wo er so desaströs gewirkt hat? Großbritannien würde sich auf der Weltbühne endgültig zur politischen Lachnummer machen.

Aber ein Comeback von Johnson ist durchaus eine realistische Möglichkeit, denn innerhalb der konservativen Fraktion gelten andere Gesetze. Zum einen denkt man dort: Noch hat man die Macht und die will man sich nicht wegnehmen lassen. Und zum Zweiten: Was schert uns, was die andern denken. Und schließlich: Wie ließe sich eine Wahlniederlage bestmöglich abfedern? Immerhin, so geht dort die Hoffnung, habe Johnson wiederholt unter Beweis gestellt, dass er ein Stimmenfänger ist.

Doch nicht alle Torys denken so. Die Opposition gegen Johnson innerhalb der Fraktion ist groß. Einige Abgeordnete wie John Baron oder Roger Gale würden aus der Partei austreten, wenn Boris wieder antritt. Außerdem ist Johnsons Popularität bei den Wählern eine Chimäre, wie Meinungsforscher James Johnson (nicht verwandt) argumentiert. Zwei Drittel der Öffentlichkeit, sagte der Wahlforscher gegenüber Politico, würden den Ex-Premier ablehnen. »Er war und ist der Mann, den die meisten Wähler als einen Lügner sehen, als die Person, die Partys gefeiert hat, während das Land litt.« Mit Johnson an der Spitze würden die Konservativen eine Wahlniederlage wohl festschreiben.

Der Untersuchungsausschuss

Und dann ist da das Problem eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der zurzeit prüft, ob Johnson das Unterhaus angelogen hat, als er versicherte, dass es keine Partys in der Downing Street gegeben habe. Somit könnte sich eine noch groteskere Situation ergeben: Nicht nur würde Johnson als Premier zurückkehren, sondern anschließend möglicherweise der Lüge überführt und vom Parlament suspendiert. Das wäre die Lachnummer zum Quadrat. (GEA)