Manchmal hat man in diesen Tagen und Wochen das Gefühl, die ganze Welt sei verrückt geworden. Jahrzehnte haben die Deutschen mit dem beruhigenden Gefühl gelebt, dass »die Amis« schon da sein werden, wenn »der Russe kommt«. Und nun behauptet kein Geringerer als der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance, in Deutschland könne man ins Gefängnis kommen, weil man einen »gemeinen Tweet postet«. So ein Quatsch. Dennoch stellt Vance den Schutz der Bundesrepublik durch die USA infrage. Während sein Chef, US-Präsident Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj, den mutigen Staatschef der Ukraine, von dem er in Gauner-Manier Bodenschätze erpressen will, einen Diktator nennt und sich selbst, wohl nur halb im Scherz, zum Monarchen ausruft.
König Donald im Westen, Zar Wladimir im Osten – und Deutschland sowie Europa mittendrin. Was für eine Horror-Show. In Washington geben sich besorgte EU-Staats- und Regierungschefs in den kommenden Tagen die Klinke in die Hand. Auch, um den Mann im Weißen Haus davon zu überzeugen, dass der Bösewicht nicht in Kiew sitzt. Dass es Wladimir Putin im Kreml ist, der angeblich nun den Sieg über die Ukraine und die Nato erklären will. Ohne die Zeitenwende in Washington wäre das undenkbar. Die Dimension der Veränderung ist nicht überall angekommen. Zumindest haben die Wahlkämpfer den Bürgern viele bittere Wahrheiten »erspart«.