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Rekordausgaben bei Arzneimitteln Ein falscher Spar-Vorschlag

Vor lauter Honorarstreit der Ärzte hätten wir’s beinahe vergessen: Ein weiterer Kostenpunkt im Gesundheitswesen wächst weit mehr als alle anderen. In diesem Jahr werden die Kassen um die 30 Milliarden Euro für Medikamente ausgeben, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in den letzten Monaten so oft von den tollen Einsparungen in diesem Bereich geschwärmt: dank Rabattverträgen, dank günstiger Generika und neuer Hausarztverträge, bei denen der Doktor darauf achtet, bei Produkten mit gleichem Wirkstoff das günstigste zu verschreiben.

Besonders teuer sind Mittel für Schwerstkranke und Sterbende, die zwar keine Heilung, aber Hoffnung und Lebensverlängerung versprechen. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, tut der Sache keinen Gefallen, wenn er nun ausgerechnet über Sinn und Zweck dieser Therapie-Kosten diskutieren will. Gerade Todkranke brauchen jede erdenkliche Hilfe; sieben Milliarden Euro für die Linderung ihres Leids - das muss eine humane Gesellschaft ohne Murren aufbringen.

Konzentrieren sollten wir uns hingegen auf Posten, die problemlos eingespart werden können. Noch immer werden zu viele Pillen verschrieben, die kurz darauf im Müll landen, weil der Patient sie gar nicht nimmt. Noch immer wird zu oft zum teuren Marken-Pülverchen gegriffen. Und warum sind viele Arzneien im Ausland so viel günstiger? Zeit für Ulla Schmidt, mal mit den Pharmakonzernen zu verhandeln. Die blieben in der ganzen Spardebatte bislang außen vor.

bettina.jehne@gea.de