Die Erschütterung über die Gräueltaten in der Region Kiew ist immer noch groß. Die Bilder offensichtlich völlig grundlos ermordeter Menschen in den Straßen lassen niemanden kalt. Zu vermuten ist, dass die barbarische Soldateska nicht nur im Vorort Butscha so gewütet hat. Wahrscheinlich werden noch viele solcher Gräueltaten bekannt werden.
Die Ukraine macht für die Morde und Misshandlungen die russischen Truppen verantwortlich und spricht von Völkermord. Die russische Propaganda leugnet alles und unterstellt den Ukrainern Fälschungen. Sie verstrickt sich dabei aber in viele Widersprüche, erinnert an Verschwörungserzähler und wirkt insgesamt sehr unglaubwürdig. Warum auch sollte die Ukraine derlei Horror inszenieren. Schon die russischen Angriffe mit Bomben und Raketen auf offensichtlich zivile Ziele wie Kranken- und Wohnhäuser sowie Theater und die Angriffe auf Flüchtlingsautos zeugen davon, dass Putins Schergen keinerlei Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen, sondern diese im Gegenteil absichtlich töten.
In Deutschland haben die Massaker die Diskussion um eine angemessene Reaktion des Westens weiter angefacht. Teilweise scheinen vor allem Emotionen die Debatte zu bestimmen. Es gilt aber, einen klaren Kopf zu bewahren. Ein vorschnell verkündetes Embargo für Erdgas und Öl aus Russland würde den Krieg kurzfristig nicht beenden, aber andererseits die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft schwer schädigen. Sinnvoller sind weitere Sanktionen im Handels- und Finanzbereich. Vor allem aber muss der Westen – und auch Deutschland – alles Verantwortbare unternehmen, um die ukrainischen Streitkräfte für die Verteidigung ihres Landes zu rüsten. Da gibt es vor allem im deutschen Verteidigungsministerium noch viel Luft nach oben.

