REUTLINGEN. Die Koalition hat bei der Generaldebatte im Bundestag einige Punkte für die Regierung gemacht. Bundeskanzler Friedrich Merz wirkte erstmals sympathisch, und SPD-Mann Matthias Miersch versuchte sich erfolgreich als Brückenbauer. Nur Jens Spahns egozentrische Maskenrechtfertigung war nach gutem Start ein Rohrkrepierer. Die Opposition kritisierte gebrochenen Wahlversprechen, koalitionäre Irrwege und verbale Ausrutscher - mit durchwachsenem Erfolg. Lautstarke, polemische Attacken mit politischem Schaum vor dem Mund verfingen diesmal nicht.
Mit der Stromsteuerdebatte, dem Schuldenpaket oder der umstrittenen Rhetorik des Kanzlers hatte die Opposition zwar ein paar gute Ansatzpunkte, an denen sie einhakte. Doch Merz wischte die substanzielle Kritik gekonnt weg und legte die Schwerpunkte seiner Rede auf Ergebnisse - nüchtern, ruhig, logisch. An den richtigen Stellen feuerte er mit Fakten gegen Fakenews und schickte mit gekonntem Zungenschlag die eine oder andere Salve in Richtung der AfD. Manchmal meinte man sogar, ein winziges, spitzbübisches Grinsen zu entdecken, wenn die Alternative einen seiner Volltreffer mit lautem Gejohle konterkarieren wollte.
Die Generaldebatte zeigt, wenn die Koalition zusammensteht, bietet sie wenig Angriffsfläche für die politischen Gegner und sammelt Punkte bei der Bevölkerung. Besonders Geradlinigkeit und Verlässlichkeit sind wichtig. Dazu zählt auch, dass breite Kritik an unpopulären Entscheidungen gemeinsam ausgehalten wird. Mit der Rückkehr zur aktiven Realpolitik scheint ein großes Stück weit das Gegenmittel für so manche Themenhysterie gefunden zu sein. Gleichwohl wird jede Entscheidung vom Wähler genau beobachtet, und es wird noch Zeit und Ergebnisse brauchen, bis verlorenes Vertrauen wieder hergestellt ist.

