REUTLINGEN. Wenn die Eltern pflegebedürftig werden, droht finanzielles Ungemach. Das mussten schon viele Bürger erfahren, wenn sie einen Heimplatz für ihre Angehörigen gesucht haben. Seit Jahren kennen die Kosten nur eine Richtung: nach oben. Pflege wird immer teurer. Zudem gibt es für viele Menschen ein böses Erwachen, wenn sie erfahren, dass die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt. Der große Rest muss selbst bezahlt werden. Dieser Eigenanteil ist auch in diesem Jahr gestiegen. Im Schnitt wurden 2.871 Euro pro Monat fällig für einen Platz im Heim. Das ist eine Summe, die viele Menschen vor erhebliche Probleme stellt, wenn man nicht rechtzeitig Geld zurückgelegt hat.
Dennoch ist es falsch beziehungsweise verfrüht, jetzt schon von einer Kostenlawine zu sprechen. Denn auch wenn der Eigenanteil mit 2.871 Euro für ein Heimplatz sehr hoch sein mag, so fällt der Anstieg um 211 Euro gegenüber dem Jahr 2023 eher bescheiden aus. Das sind weitgehend die hohen Tarifabschlüsse, die nun weitergegeben werden. Grund ist das Tariftreuegesetz. Mit ihm wollte die Regierung dafür sorgen, dass der Pflegeberuf attraktiver wird und sich wieder mehr Menschen bereit erklären, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. Wer die Kosten für die Angehörigen senken will, sollte lieber bei den Ländern ansetzen. Sie kommen ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nach, wenn es um den Anteil bei den Investitionskosten für Pflegeheime geht. Auch der Bund gibt sich zugeknöpft bei den Ausbildungskosten.
In der Tat droht bei der Pflege eine Kostenlawine. Doch die volle Wucht wird sie erst in rund zwanzig Jahren entfalten, wenn die geburtenstarken Jahrgänge pflegebedürftig werden. Deshalb ist es leichtfertig, wenn Gesundheitsminister Lauterbach so tut, also ob der Staat immer einspringen kann. Das tut er schon jetzt nicht.