Das ist für Kassenpatienten ärgerlich. Beim Facharzt heißt es nicht selten: Wir nehmen nur noch Privatpatienten an. Und beim Weihnachtsessen bekommt man zu hören, wie viel schneller die privat versicherte Schwägerin einen Termin erhält. Das sind Zeichen für eine Zwei-Klassen-Medizin, die es nach den Beteuerungen vieler Ärzte gar nicht gibt, die versichern, es gehe allein nach medizinischer Notwendigkeit. Etliche Patienten machen andere Erfahrungen. Kein Wunder: Die private Krankenversicherung gibt für ihre Kunden deutlich mehr aus, als gesetzliche Kassen für eine vergleichbare Mitgliederzahl.
Das ist nicht allein mit Einzelzimmern im Krankenhaus und damit zu erklären, dass mehr Behandlungen als nötig durchgeführt werden. Die Kassen zahlen für die meisten Untersuchungen und Therapien und pro Patient nur eine Pauschale. Ist sie ausgeschöpft, arbeitet der Arzt umsonst. Im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern. Er muss Miete oder Raten für teure Geräte zahlen. Darum werden Termine für Kassenpatienten oft ins nächste Quartal verlegt, wenn es wieder Geld gibt. Wenn es lohnender ist, Privatpatienten zu behandeln, bleibt es nicht aus, dass Kassenpatienten öfter und länger warten müssen.
Die SPD will eine Termingarantie einführen: Wenn gesetzlich Versicherte länger als privat Versicherte auf einen Termin warten müssen, sollen sie ihre Beiträge reduzieren dürfen. Doch das wird in der Praxis kaum funktionieren, sondern eine riesige Bürokratie erfordern. An den Problemen im Gesundheitswesen ändert es nichts. Ähnlich ist es mit dem alten Hut Bürgerversicherung, den SPD und Grüne im Wahlkampf wieder aufbürsten. Beamte leben statistisch länger und könnten langfristig entsprechend sogar mehr Kosten verursachen.