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Aktuell Kommentar

Parteiwechsel von Melis Sekmen zur CDU ist eine Ohrfeige für die Grünen

Die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen wechselt zur CDU. Grund ist die Unzufriedenheit mit der Debattenkultur der Grünen. Das ist eine Ohrfeige für die Partei.

Melis Sekmen, Grünen-Bundestagsabgeordnete, wechselt in die Unionsfraktion.
Melis Sekmen, Grünen-Bundestagsabgeordnete, wechselt in die Unionsfraktion. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Melis Sekmen, Grünen-Bundestagsabgeordnete, wechselt in die Unionsfraktion.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

REUTLINGEN. Das ist kein Skandal. Eine Trennung kommt bei allen Parteien vor. Der Wechsel zu einer anderen politischen Richtung kann das Ergebnis eines Reifungsprozesses sein. Oft ist es aber auch einfach das Ergebnis einer kühlen Abwägung. Wenn man feststellt, dass es zu wenig Gemeinsamkeiten gibt, ist es besser, einen Schlussstrich zu ziehen. Gerade in so bewegten Zeiten wie diesen, mit Kriegen und gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuausrichtungen, muss sich jeder Parlamentarier immer wieder fragen, ob er den Weg mitgehen will. Insofern ist es nur konsequent, das Parteibuch abzugeben, wenn die eigenen politischen Vorstellungen nicht mehr mit denen der Partei zusammenpassen. Melis Sekem ist diesen Schritt gegangen. Sie verlässt die Grünen und wechselt zur CDU.

Die Freude der CDU über die neue Abgeordnete ist verständlich. Parteichef Friedrich Merz nutzt die Gelegenheit, um das neue Grundsatzprogramm zu loben, das auch Platz für die ehemalige Obfrau der Grünen im Wirtschaftsausschuss bietet. »Wir machen Politik für fleißige Menschen in unserem Land«, freut sich der Sauerländer. Ob der neuen Abgeordneten eine Karriere bei der CDU winkt, ist eher fraglich. Oswald Metzger, der als prominenter Grüner zu den Konservativen wechselte, ist jedenfalls in der Versenkung verschwunden.

Doch der politische Sprengstoff in der Personalie steckt nicht im Wechsel von den Grünen zur CDU, sondern in der Begründung. Melis Sekmen kritisiert die Debattenkultur. Sie will, dass »Menschen ihre Meinung sagen können, ohne in Schubladen gesteckt zu werden«. Das ist für die Mannheimerin bei den Grünen offenbar nicht mehr möglich. Eine Ohrfeige für eine Partei, die gerade wegen ihrer Debattenkultur stark geworden ist und mit Boris Palmer bereits ein prominentes Opfer zu beklagen hat.

davor.cvrlje@gea.de