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Aktuell 10 Jahre 9/11

»Nicht leicht, von Gott zu reden«

Friedhof »Unter den Linden« - ausnahmsweise dort und nicht auf unserem Gönninger Friedhof hatte ich die Bestattung eines älteren Mannes zu halten, den seine Lebensgefährtin zu Grabe trug. Am Spätnachmittag stand schon das nächste Trauergespräch an: die Töchter erwarteten mich in der Nachbarschaft.

Dazwischen: »Mein« 9/11. Der dritte Weltkrieg habe begonnen, so ruft eine Freundin an und heißt mich den Fernseher einzuschalten. Perfekt inszenierter Terror, tausendfacher Tod, eine gedemütigte Großmacht, Bilder, die einen in ihren Bann ziehen und zugleich so furchtbar irreal wirken, weil uns das Kino längst Ähnliches vor Augen geführt hat.

Und dann, mit den Friedhofsklängen noch im Ohr, ins Trauerhaus, wo der Tod so nah ist. Die Angehörigen schauen mich mit großen Augen an, als ich ihnen in knappen Worten erzähle, mit welchen Bildern ich zu ihnen komme und was in Amerika passierte. Auf der Bestattung zwei Tage später beten wir auch für die Opfer von New York und Washington und haben es nicht leicht, von Gott zu reden.