Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seine politischen Gegner mit seiner kurzfristigen Ankündigung einer Neuwahl überrumpelt. Nach dem in Frankreich vorherrschenden Mehrheitswahlrecht versuchen die Parteien rechts und links von Macrons Liberalen Wahlbündnisse zu bilden. Doch bei den Linken wollen Grüne und Sozialisten nicht dem Alt-Linken Ex-Sozialisten Jean-Luc Mélenchon folgen. Und die Republikaner von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy schlossen ihren Parteichef Eric Ciotti aus, weil dieser die Brandmauer einreißen und mit Marine Le Pen und ihrem Ressemblement Nationale kooperieren wollte.
Wieder einmal pokert Macron hoch und erhöht in Zeiten schlechter Wahlergebnisse und Umfragen den Einsatz. Er begann seine Karriere als Sozialist und Wirtschaftsminister unter Ex-Präsident Francois Hollande. Als die Wiederwahl des unpopulären Hollande unwahrscheinlich schien, trat Macron als Minister zurück, gründete seine eigene Partei und ließ sich erfolgreich zum Präsidenten wählen. Damals zahlte sich die Risikobereitschaft des Zockers Macron aus.
Nun spekuliert Macron darauf, sich ob des Chaos rechts und links der Mitte als Stabilitätsanker präsentieren zu können. Selbst wenn bei den Parlamentswahlen die Rechtspopulisten gewinnen, Macron hofft darauf, dass sie sich in der Regierung als unfähig entlarven. Wenn es dann zu chaotischen Zuständen und unklaren Mehrheiten kommt, könnte das möglicherweise eine Präsidentin Marine Le Pen verhindern. Ob das riskante Spiel gelingt, bleibt abzuwarten.