REUTLINGEN. Nazi-Vergleiche sind Bumerangs: Sie fallen auf den Sprecher zurück und katapultieren ihn ins Abseits. Trotzdem tappen Politiker immer wieder in die Falle, zuletzt die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe. Die SPD-Abgeordnete bezeichnete Tesla-Fahrzeuge als »Nazi-Autos«, und legte jetzt trotz einhelliger Kritik noch mal nach.
Ihren Tweet auf der Plattform X rechtfertigte Kiziltepe mit Tesla-Gründer Elon Musks extrem rechten Positionen. Tatsächlich dient der Amerikaner sich Präsident Trump als Handlanger an. Er streicht Geld und Jobs für Gleichstellung, Klimaschutz und Entwicklungshilfe in US-Behörden, unterstützt die deutsche AfD, hetzt gegen queere Menschen und zeigt mutmaßlich den Faschistengruß.
All das mag man mit gutem Grund ablehnen. Trotzdem sollte man NS-Vergleiche tunlichst unterlassen. Denn sie verharmlosen den Völkermord an den Juden. Damit beweist Kiziltepe nicht nur Geschichtsvergessenheit, sie agiert auch mit Blick auf die Gegenwart unklug. Das Tesla-Werk im benachbarten Brandenburg gibt 10.000 Menschen Arbeit. Auch diese Beschäftigten könnten sich beleidigt fühlen. Ebenso Tesla-Fahrer, die mit ihrer Kaufentscheidung das Klima schützen. In manchen Kreisen wird der Ausdruck »Nazi« scheinbar seiner historischen Einmaligkeit entkleidet und als allgemeines Schimpfwort benutzt. Dann ist jeder, der einem nicht passt, ein »Nazi«. Auch Putin meint, in der Ukraine lauter »Nazis« zu sehen. Auf diesen Trend sollte kein Politiker in Deutschland hereinfallen. So viel Geschichtsbewusstsein muss man verlangen können. (GEA)