REUTLINGEN. Eigentlich müsste das Land kurz innehalten und einfach nur trauern. Ein psychisch vorbelasteter Afghane, der ausreisepflichtig war, sticht in Aschaffenburg am helllichten Tag wahllos auf unschuldige Kinder ein. Ein zweijähriger Junge stirbt. Ein Passant, der helfen will, erliegt später seinen Verletzungen. Ein zweijähriges Mädchen aus Syrien, eine Erzieherin und ein 72-jähriger Mann werden bei der grausamen Tat schwer verletzt. Doch der Messerangriff fällt in die Zeit des Wahlkampfs. Die notwendige und wichtige Trauer um die Opfer wird viel zu schnell übertönt von politischen Fragen nach Konsequenzen und Schuld.
Natürlich muss man vorsichtig sein mit voreiligen politischen Schlüssen nach dem Messerangriff in Aschaffenburg. Viele Fragen sind immer noch ungeklärt. Warum ist die Abschiebung des Afghanen gescheitert? Wie kann man die Betreuung psychisch angeschlagener Migranten verbessern? Wieso gibt es immer wieder Probleme bei der Zusammenarbeit der Behörden? Darauf muss man Antworten finden. Doch zugleich steckt hinter diesen Fragen auch eine Verschleierungstaktik. Denn sie unterstellen, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Doch spätestens seit den Anschlägen in Mannheim, Solingen und Magdeburg ist offensichtlich, dass Deutschland ein Problem mit straffälligen und psychisch angeschlagenen Migranten hat. Denn die Häufung der Messerangriffe zeigt ja zweierlei: Menschen aus Bürgerkriegsländern mit oftmals traumatischen Erlebnissen brauchen eine besondere Betreuung. Und Deutschland ist nicht ausreichend darauf vorbereitet, weil es dieses Problem viel zu lange ignoriert hat.
Flüchtlingen zu helfen ist absolut richtig und ehrenwert. Aber man muss auch ehrlich sein, was der Staat leisten kann. Deutschland hat sich übernommen. Das ist offensichtlich.