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Merz ist Kanzler: Mit der Achterbahn ins Amt

Friedrich Merz ist Kanzler. Doch schon beim Amtsantritt bekommt er erste Kratzer. Was das bedeutet, kommentiert GEA-Nachrichten-Chef David Drenovak.

Erleichterung bei Friedrich Merz (CDU) und Lars Klingbeil nach der Kanzlerwahl.
Erleichterung bei Friedrich Merz (CDU) und Lars Klingbeil nach der Kanzlerwahl. Foto: Michael Kappeler/dpa
Erleichterung bei Friedrich Merz (CDU) und Lars Klingbeil nach der Kanzlerwahl.
Foto: Michael Kappeler/dpa

REUTLINGEN. Es hätte der große Tag des Friedrich Merz werden sollen - stattdessen erst historische Schlappe, dann flaues Happy End. Noch im Vorfeld sah es so aus, als ob die Wahl des nächsten Bundeskanzlers völlig reibungslos ablaufen würde. Demonstrativ waren die Abgeordneten von Union und SPD vollzählig erschienen, Merz und Familie strahlten in die Kameras und die Schlagzeilen waren getippt. Dann der Knall: Schon am Gesicht von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ist die nahende Hiobsbotschaft abzulesen. Über das Gesicht von Merz selbst muss nichts gesagt werden. Sein Triumph wandelt sich zum Misserfolg - einer, der unwiderruflich in die politischen Geschichtsbücher der Bundesrepublik eingeht.

Am Ende des Tages zieht Friedrich Merz doch noch ins Kanzleramt ein. Der Eklat um den ersten Wahlgang könnte deshalb als böser Seitenhieb Ewig-Unzufriedener aus den linken Flügeln der Koalitionsparteien oder nicht berücksichtigter Möchtegernminister abgetan werden. Er ist es nicht. Das Anti-Votum wird nämlich schon jetzt als Ablehnung der politischen Marschrichtung von Merz, seines Kabinetts oder des Koalitionsvertrags interpretiert. Dass der neue Kanzler koalitionsintern nicht nur Freunde hat, war schon lange klar. Allerdings muss er sich nun eingestehen, dass seine Gegner in den eigenen Reihen zahlreicher und kühner sind als gedacht.

Die neue Regierung schon vor deren ersten Amtshandlungen zu torpedieren, ist aber nicht nur kühn, sondern auch brandgefährlich. Denn Demokraten im In- und Ausland erwarten von der neuen Regierung vor allem eines: Einigkeit. Politisch macht diese Kanzlerwahl vor allem klar, dass die Regierungsmehrheit alleine bei künftigen, möglicherweise kontroversen Gesetzesentwürfen nicht ausreichen könnte. Ferner sorgt sie für hämisches Gelächter unter denen, die von einer wackligen Demokratie profitieren, und schwächt das Vertrauen der Bevölkerung in die neue Regierung schon jetzt.