Wenn der Bundestag in der übernächsten Woche einen neuen Kanzler wählt und dieser Friedrich Merz heißen sollte, dann wird es sich um einen Übergangs- Regierungschef handeln. Merz wird im November 70 Jahre alt, eine weitere Kandidatur ist also unwahrscheinlich. Er wird also seine Nachfolge regeln müssen. Und womöglich hat er damit bereits begonnen. Dass Merz Jens Spahn offenbar die Führung der CDU/CSU-Fraktion übertragen will, setzt ein Signal über den Tag hinaus.
Merz und der 44-jährige Spahn waren nicht immer Freunde. Dennoch hat sich der Pilot Merz anscheinend dazu durchgerungen, Spahn zu seinem Flügelmann zu machen. Eine Aufgabe, die Loyalität und Besonnenheit erfordert. Nicht gerade Qualitäten, die einem als erste in den Sinn kommen, wenn man an den früheren Gesundheitsminister denkt. Klar, Spahn hat Regierungserfahrung, gilt als gut vernetzt. Er ist machtbewusst und dürfte durchaus in der Lage sein, für Merz Mehrheiten zu organisieren und ihm den Rücken freizuhalten.
Dennoch geht Merz mit der Personalie ins Risiko. Spahn kann ihm mit seinen Ego-Trips Probleme bereiten. Er sorgt bei den Sozialdemokraten regelmäßig für Schnappatmung, zuletzt mit seinen Äußerungen zur AfD. Für viele Wähler ist er mit seiner polarisierenden Art ein rotes Tuch. Auch mit Blick auf seine Corona-Politik. Dennoch hat er das Zeug und das Selbstbewusstsein, der AfD inhaltlich und rhetorisch etwas entgegenzusetzen. Und nicht zuletzt darauf wird es in den kommenden vier Jahren ankommen.