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Merkels Memoiren: Altkanzlerin hat Fehler gemacht, handelte aber in guter Absicht

Altkanzlerin Angela Merkel hat ihre Memoiren vorgelegt. Sie hat Fehler gemacht, meint GEA-Redakteurin Miriam Steinrücken. Handelte aber in guter Absicht.

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Memoiren geschrieben.
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Memoiren geschrieben. Foto: Hendrik Schmidt/dpa/dpa
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Memoiren geschrieben.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa/dpa

REUTLINGEN. Kein Altkanzler geriet nach Amtsende so schnell in die öffentliche Kritik wie Angela Merkel. Der CDU-Politikerin werden Fehler in zahlreichen Krisen vorgeworfen. Jetzt hat Merkel ihre Memoiren vorgelegt - und bereut nichts.

»Wir schaffen das«: Dieser Satz markiert die Wende in der Asylpolitik, als Merkel 2015 die Grenzen für syrische Flüchtlinge öffnete. Der Einwand dagegen lautet: Die liberale Einwanderungspolitik der CDU habe die AfD groß gemacht. Ähnlich hart ins Gericht gehen Kritiker mit Merkels Russlandpolitik. Sie habe auf billiges Gas gesetzt und den Atomausstieg beschlossen, die Bundeswehr kaputtgespart und die Wehrpflicht ausgesetzt. Dadurch sei Deutschland in eine fatale Abhängigkeit von Russland geraten und zur Selbstverteidigung militärisch nicht imstande. Außerdem habe Merkel die Digitalisierung verschlafen und damit den wirtschaftlichen Abschwung der Bundesrepublik eingeleitet.

Merkel lässt die Kritik an sich abprallen. Und hat damit ein Stück weit recht. Hinterher ist man immer schlauer. Es wirkt glaubwürdig, wenn Merkel versichert, in der damaligen Situation nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben. Heute ärgert man sich über die Naivität gegenüber Russland, früher glaubte man an »Wandel durch Handel«. Sicher gab es Zielkonflikte. Bei Corona etwa hat Merkel sich für Sicherheit und gegen Freiheit entschieden. Heute wirken einzelne Maßnahmen wie beispielsweise Schulschließungen übertrieben, doch die Stilllegung des öffentlichen Lebens dürfte Tausende Menschenleben gerettet haben. Man kann Merkel falsche Entscheidungen vorwerfen. Doch einen anständigen Charakter und gute Absichten muss man ihr zugestehen. (GEA)

miriam.steinruecken@gea.de