Es ist viel los in Warschau in diesen Tagen, europäische Spitzenpolitiker geben sich die Klinke in die Hand. Der deutsche Oppositionsführer und Kanzlerkandidat Friedrich Merz war dort zusammen mit dem estnischen Ministerpräsidenten Kristen Michal, gestern gab sich auch der französische Ministerpräsident Emmanuel Macron die Ehre, um mit seinem Gastgeber, Premier Donald Tusk, unter anderem über die Lage in der Ukraine zu reden. Tusk übernimmt am 1. Januar die EU-Ratspräsidentschaft. Er könnte also eine zentrale Rolle spielen, sollte es im ersten Halbjahr zu Verhandlungen mit dem Aggressor Wladimir Putin kommen.
Einer wird, sofern die Demoskopen nicht völlig daneben liegen, nicht mehr relevant sein: Bundeskanzler Olaf Scholz. Schon jetzt ist auffällig, wie sehr Deutschland als, wie der Sozialdemokrat immer wieder betont, wichtigster Unterstützer der Ukraine in Europa außen vor bleibt. Gewiss, Scholz war kürzlich in Kiew, doch auch dort hat man durchschaut, dass diese Visite zum Großteil dem deutschen Wahlkampf geschuldet war. Bei der Einweihung der Kathedrale Notre Dame und Macrons Beratungen mit Selenskyj und Trump fehlte der Kanzler. Was die politischen Weichenstellungen mit Blick auf die Ukraine angeht, erwarten die Partner von Deutschland nicht mehr viel.