Die Europäische Union will die zulässigen Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide halbieren und orientiert sich dabei an den Grenzwerten der WHO, die von jährlich 300.000 vorzeitigen Todesfällen in der EU durch Luftverschmutzung spricht. Bei Nicht-Einhaltung der strengeren Grenzwerte droht der Schrecken des motorisierten Pendlers, das Diesel-Fahrverbot, wie es in dieser Woche für München beschlossen wurde.
Durch Luftverschmutzung können Krankheiten wie Lungen und Bronchienkrebs oder Atemwegsverengungen ausgelöst werden, die häufiger Todesursachen sind als Corona. In der Pandemie war eine Mehrheit der Deutschen bereit, gravierendere Einschränkungen als Fahrverbote in Innenstädten mitzutragen. Bei der Diskussion um die Luftgrenzwerte geht es aber nicht nur um temporäre Einschränkungen, sondern um eine grundsätzliche Umstellung der Mobilitätsgewohnheiten.
Der Vorschlag der EU-Kommission zu den Grenzwerten empfiehlt keine konkreten Maßnahmen zur Luftverbesserung – auch keine Fahrverbote. Europäische Städte haben unterschiedliche Verkehrskonzepte ausprobiert – von der Londoner Innenstadt-Maut über den kostenlosen Nahverkehr in Luxemburg, exklusive Fahrspuren für Fahrgemeinschaften in Großbritannien und Spanien bis zu den breiten Fahrrad-Schnellstraßen in Amsterdam. Die europäischen Kommunalpolitiker sollten sich über ihre Erfahrungen austauschen, welche dieser Konzepte neben der E-Mobilität zur Luftreinhaltung beitragen. Einen Pendler überzeugt man am besten damit, dass er weniger im Stau stehen muss.