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Lockerungen: Es richtig, die Republik aus der Sippenhaft zu entlassen

Ein fieses Ding, das Coronavirus. Es wird die Welt wohl noch lange in Atem halten.  ILLUSTRATION: PETERSCHREIBER.MEDIA/ADOBE STO
Das Coronavirus wird die Welt wohl noch lange in Atem halten. Foto: Adobe Stock
Das Coronavirus wird die Welt wohl noch lange in Atem halten.
Foto: Adobe Stock

Der »Freedom Day« fällt aus, zumindest in Baden-Württemberg. Zu groß ist die Furcht, die Kontrolle über das Coronavirus zu verlieren. Trotzdem brechen wichtige Schutzvorkehrungen weg.

Mehr als zwei Jahre erließen Bund und Länder gemeinsam Masken- und Testpflichten, Zuschauer-Obergrenzen und Zugangsregeln. Doch mit etlichen deutschlandweiten Maßnahmen ist nun Schluss. Das haben Bundestag und Bundesrat diese Woche beschlossen. Nur noch elementare Vorkehrungen wie Tests und FFP2-Masken in Einrichtungen für gefährdete Menschen sind möglich. Schwere Geschütze im Kampf gegen das Virus wie Zugangs- und Kontaktbeschränkungen sind die Ausnahme oder unzulässig. Freunde der Freiheit werden die Abrüstung das Arsenals zwar begrüßen, doch zwei Drittel der Bürger halten die Lockerungen laut einer aktuellen Umfrage für verfrüht. Der Grat zwischen Freiheit und Fahrlässigkeit ist schmal, und angesichts möglicher Mutanten zeugt es von wenig Weitsicht, sich wirksamer Werkzeuge zu berauben.

Allerdings hat sich die Lage entspannt: Mit Omikron steigen zwar die Infektionszahlen, nicht aber die Krankenhauseinweisungen. Darum ist es richtig, die Republik aus der Sippenhaft zu entlassen und stärkere Eingriffe auf Hotspots zu beschränken. Nun ist es an den Ländern, bei akuter Gefahr die Notbremse zu ziehen. Doch konkrete Schwellenwerte sucht man im geänderten Infektionsschutzgesetz vergebens. Zu Recht kritisiert daher Baden-Württemberg die Bundesregelung als »schwammig«. Die Landesregierung will erst mal so weitermachen wie bisher. Zumindest bis die Übergangsfrist am 2. April endet. Was dann geschieht, ist völlig offen.

miriam.steinruecken@gea.de