REUTLINGEN. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will nicht Bundeswirtschaftsminister werden, sondern sein bisheriges Amt bei der Partei behalten. Diese Aussage des 48-jährigen Politikers aus Paderborn überrascht, denn Linnemann erscheint auf den ersten Blick als Idealbesetzung für den Posten des Wirtschaftsministers. Warum verzichtet er dennoch freiwillig auf die Beförderung?
Linnemann hat praktische und theoretische Erfahrungen in der Wirtschaft. Er stammt aus einer Familie von Großbuchhändlern und hat selbst im Familienunternehmen gearbeitet. Er hat in Volkswirtschaft promoviert und als Ökonom für die Deutsche Industriebank gearbeitet. Innerhalb der CDU gilt er als enger Vertrauter von Friedrich Merz. Linnemann löste den liberaleren Mario Czaja ab und richtete die Partei stärker wirtschaftsliberal und gesellschaftlich konservativ aus. Paradoxerweise könnte genau das der Grund sein, warum Linnemann bei der Besetzung der Ministerposten nun nicht zum Zuge kommt.
Denn Linnemann verzichtet auf ein Amt, das er wohl gar nicht bekommen hätte. Bei der Besetzung des Kabinetts muss Merz nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch den innerparteilichen Proporz bei Geschlecht, Region und Parteiflügel beachten. Linnemann ist - wie Merz selbst - ein Mann aus Nordrhein-Westfalen, der den Wirtschaftsflügel der CDU repräsentiert. Aus demselben Landesverband kommen beispielsweise auch Jens Spahn oder Armin Laschet, die als Minister gehandelt werden. Linnemann ist möglicherweise klug genug, freiwillig auf den Posten zu verzichten. Mit seinen 48 Jahren ist er auch noch jung genug, um zu einem späteren Zeitpunkt ins Kabinett aufrücken zu können.