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Laschet will auf seine alten Tage Karriere machen

Kanzler hat nicht geklappt. Jetzt will der CDU-Politiker Außenminister werden. Aus Bayern kommt Widerstand.

Konkurrenz um Spitzenämter: Armin Laschet (CDU), Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Widersacher Markus Söder (CSU
Konkurrenz um Spitzenämter: Armin Laschet (CDU), Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Widersacher Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. FOTO: KIRCHNER/DPA
Konkurrenz um Spitzenämter: Armin Laschet (CDU), Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Widersacher Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. FOTO: KIRCHNER/DPA

BERLIN. Armin Laschet ist gerade viel im Ausland unterwegs. Vor Kurzem begleitete er die scheidende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach Syrien, in diesen Tagen besucht er an der Seite von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Kaukasus. Bei den Politikdeutern in Berlin wird die neue Reiselust des ehemaligen Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens interessiert registriert, größere Aufmerksamkeit bekommt der CDU-Politiker aber gerade wegen einer anderen Begebenheit. Laschet wurde geblitzt, brauste im Sommer letzten Jahres mit knapp 100 km/h durch seine Heimatstadt Aachen. Einen Einspruch hat er zurückgezogen, für vier Wochen muss er seine Fahrerlaubnis abgeben.

Bitterböse Werbeanzeigen

Der Autovermieter Sixt ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und gestaltete zwei bitterböse Werbeanzeigen. Die eine Anzeige zeigt ihn neben einem schnellen Wagen, garniert mit der Zeile: »Ein schneller Wagen sollte nicht gleich die Karriere kosten.« Auf der anderen Anzeige sind Laschet und Verteidigungsminister Boris Pistorius zu sehen, die ähnlich ausschauen. »Kann ich mir Deinen Führerschein leihen?«, fragt Sixt rhetorisch.

Ob Laschet das kleine Skandälchen den Weg verbaut, wird sich zeigen. Fakt ist, im Herbst seiner Karriere will der 64-Jährige wieder etwas werden, die Schmach der verlorenen Bundestagswahl 2021 ausmerzen. Vor vier Jahren ging er als Favorit ins Rennen, lachte an der falschen Stelle im überfluteten Ahrtal und verlor gegen den Außenseiter Olaf Scholz (SPD), der hernach Kanzler wurde. Auch das Lachen während des Hochwassers war kein Skandal klassischen Ausmaßes, so wie es die Schwarzen Kassen des Helmut Kohl oder das Ausspionieren von Willy Brandt durch seinen engen Mitarbeiter Günter Gillaume gewesen sind.

Womöglich haben dem Kanzlerkandidaten Laschet weit stärker als sein Gelächter die ständigen Attacken von CSU-Chef Markus Söder zugesetzt, der liebend gern an dessen Stelle um die Macht in Berlin gekämpft hätte. Schlecht für Laschet: Der bayerische Ministerpräsident hat noch immer keinen Frieden mit ihm geschlossen. Nach Informationen unserer Redaktion verhinderte er, dass sein einstiger Rivale Bundestagspräsident werden konnte. Dieser Posten ist an Julia Klöckner gegangen.

Bleibt das Außenamt als Alternative für eine herausgehobene Stelle. Laschet hat immer wieder angemahnt, dass das deutsch-französische Verhältnis dringender Pflege bedürfe. Olaf Scholz und die späte Angela Merkel konnten mit den großen Würfen von Präsident Emmanuel Macron nichts anfangen. Besonders starkgemacht hat sich Laschet für gute Beziehungen zur Türkei und den hier lebenden Deutschtürken. In der aufgewühlten See der internationalen Ordnung wären beide Ansätze vielversprechend.

Zu viele Männer aus NRW

Neben der Raserei und Markus Söder gibt es ein drittes Hindernis auf dem Weg in das Außenministerium. Der Rheinländer stammt aus dem falschen Bundesland. Nichts gibt es so zahlreich an der Spitze der CDU wie Männer aus Nordrhein-Westfalen, die in die Regierung wollen. Natürlich Friedrich Merz als designierter Kanzler, aber auch Carsten Linnemann, Jens Spahn und Norbert Röttgen. Andere Landesverbände pochen darauf, dass sie im nächsten Kabinett vertreten sind. Auf einer Liste mit Ministerposten, die in Berlin kursierte, fand sich neulich hinter dem Auswärtigen Amt der Name Johann Wadephul. Der CDU-Abgeordnete kommt aus Schleswig-Holstein und hat den Schwerpunkt Sicherheitspolitik.

Außenpolitik, sagte Laschet im Kaukasus, sei das »Kunststück, mit den schwierigsten Menschen auf der Welt zu reden«. Vielleicht muss er dieses Kunststück bei Markus Söder vollbringen, um zum Ziel zu gelangen. (GEA)