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Körschtalbrücke wird neu gebaut

An dem 60 Jahre alten Bauwerk bei Möhringen gibt es Betonschäden, Risse und Wassereintritte

Körschtalbrücke: Betonschäden und Risse erfordern Ersatz für das 70-jährige Bauwerk mit 50.000 Fahrzeugen täglich.  FOTO: LG/IA
Körschtalbrücke: Betonschäden und Risse erfordern Ersatz für das 70-jährige Bauwerk mit 50.000 Fahrzeugen täglich. FOTO: LG/IANNONE
Körschtalbrücke: Betonschäden und Risse erfordern Ersatz für das 70-jährige Bauwerk mit 50.000 Fahrzeugen täglich. FOTO: LG/IANNONE

STUTTGART. Zahlreiche Brücken im Land haben mittlerweile ein Alter er-reicht, in dem sie dringend erneuert werden müssen. Dazu gehört auch die B 27-Körschtalbrücke in Möhringen. Auch bei diesem 60 Jahre alten Bauwerk haben Experten rechnerische Tragfähigkeitsdefizite in Bezug auf die heutigen Bemessungsverfahren und einen schlussendlich kritischen Bauwerkszustand festgestellt.

Laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat das Land den Ersatz von 31 sanierungsbedürftigen Brücken in der Baulast des Bundes in einem Auftrag in die Wege geleitet. Für die Planungen stehen rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Das Ministerium schätzt die Investitionskosten für die 31 Bauwerke auf aktuell rund 150 Millionen Euro. Allein die B 27-Körschtalbrücke, die laut Regierungspräsidium Stuttgart (RP) abgerissen und neu gebaut werden soll, schlägt nach ersten Schätzungen mit 23,2 Millionen Euro zu Buche. Einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht.

Viel befahrene Körschtalbrücke

Das Bauwerk, auf dem täglich rund 50.000 Fahrzeuge unterwegs sind, wird alle drei Jahre unter die Lupe genommen, wobei eine Hauptprüfung nur alle sechs Jahre stattfindet. »Solch ein Check auf Herz und Nieren wurde an der Körschtalbrücke zuletzt 2020 durchgeführt«, erklärt Julia Pieper, stellvertretende Pressesprecherin beim RP. Im vergangenen Jahr gab es dagegen turnusmäßig nur eine einfache Prüfung. Dabei haben die Experten nur jene Bauteile geprüft, die ohne die spezielle Zugangstechnik erreichbar sind.

»Alle jetzt entdeckten Abdichtungsschäden sind altersbedingt«, sagt Julia Pieper. Sie betreffen bei beiden Teilbauwerken die Fahrbahnübergänge und die darunter liegenden Bauteile. Solche mutmaßlichen »Schwachstellen« müssen die Brücken-Ingenieure jedoch einplanen, da Temperaturschwankungen und Verkehrsbelastungen an größeren Bauwerken wie etwa der Körschtalbrücke zu Längenänderungen im Meterbereich führen können. Aus diesem Grund wird ein sogenannter »Fahrbahnübergang« eingebaut, der sich auseinander- und zusammenschieben kann. Diese Fahrbahnübergänge sind mittlerweile an einigen Stellen undicht geworden, sodass es in diesen kritischen Bereichen der Körschtalbrücke zu Wassereintritten gekommen ist.

Zudem ist an den Überbauten Beton abgeplatzt und es gibt Risse. Außerdem wurde eine Durchfeuchtung im Bereich der Stützen und Pfeiler sowie Schäden an den Brückenlagern entdeckt. »Doch die kritischsten Schäden sind im Bereich der Bauwerksabdichtung zu finden«, sagt Pieper. Insgesamt befinden sich beide Teilbauwerke mit einer Zustandsnote von 2,7 beziehungsweise 2,8 in einem altersgemäßen Zustand.

Sämtliche Schäden würden in den Kategorien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit jeweils mit einer Note von 1 bis 4 bewertet, erklärt die RP-Sprecherin. Je höher die Benotung, als desto kritischer gilt ein Schaden. Aus Sicht des Erhaltungsmanagements befindet sich ein Bauwerk bereits dann in »kritischem Zustand«, wenn nur ein einziger Schaden entsprechend hoch bewertet ist.

Zweigeteilte Brücke

Julia Pieper: »Die Anzahl der Schäden spielt hierbei keine Rolle, sodass die Zustandsnote nicht den globalen Bauwerkszustand kennzeichnet, sondern als Indikator zu verstehen ist, der die Dringlichkeit einer Instandsetzungsmaßnahme signalisiert.« Akute Einsturzgefahr bestehe nicht. »Die Lastannahmen für Brücken, die Berechnungsmethoden, die Bemessungsverfahren und die Materialien des Brückenbaus haben sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt«, erklärt Pieper. Angesichts der Anforderungen aktueller Normen und Richtlinien wiesen alte Bauwerke wie die B-27-Körschtalbrücke zwangsläufig rechnerische Tragfähigkeitsdefizite auf, mit denen in geeigneter Weise umgegangen werden müsse, erläutert die Sprecherin.

Eine Ertüchtigung des Bauwerks auf das heutige Niveau sei bei der 60 Jahre alten Brücke wirtschaftlich jedoch nicht sinnvoll. »Wir werden deshalb die gesamte Brücke neu errichten«, sagt die RP-Sprecherin.

Für beide Teilbauwerke wurden die Baukosten auf jeweils rund 11,6 Millionen Euro geschätzt, also insgesamt 23,2 Millionen Euro. Bald sollen die Planungen für den Neubau beginnen. (GEA)