Gaucks Appell richtet sich weniger an die Bundesregierung als an die Europäische Union. Denn die Probleme, unter denen Mittelmeer-Anrainerstaaten wie Italien und Griechenland leiden, sind EU-gemacht. Das Dublin- II-Abkommen beispielsweise bewirkt, dass automatisch das Land für das Asylverfahren zuständig ist, in dem Flüchtlinge erstmals sicheres Terrain betreten. Und da der Landweg versperrt ist, kommen die Flüchtlinge eben übers Meer. Ein oft tödlicher Weg.
Einfache Lösungen gibt es nicht. Doch zumindest brauchen jene EU-Staaten im Süden, die überproportional viele Flüchtlinge aufnehmen, finanzielle Hilfen. Mittelfristig wird es wohl auch zu einer Quotenlösung innerhalb der EU kommen müssen. Denn mit einer ungeregelten Völkerwanderung wäre niemandem gedient. Wenn Gauck nun gestern einen Diskussionsprozess angestoßen hat, ist zumindest ein Anfang gemacht.
brigitte.gisel@gea.de