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Israel: Hass ist der Preis des Sieges

Netanjahu nutzt die Gunst der Stunde und setzt auf Waffen. Langfristig müsste verhandelt werden, findet GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht während einer Pressekonferenz in Jerusalem.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht während einer Pressekonferenz in Jerusalem. Foto: Maya Alleruzzo/ap/Maya Alleruzzo/AP/dpa
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht während einer Pressekonferenz in Jerusalem.
Foto: Maya Alleruzzo/ap/Maya Alleruzzo/AP/dpa

REUTLINGEN. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat getan, wovon die Hardliner unter seinen Generälen seit Langem geträumt haben und einen Angriff auf Irans Atomanlagen befohlen. Über die Möglichkeit dazu war seit Jahrzehnten spekuliert worden, doch hatte Israel stets auf eine Eskalation verzichtet - wohl auch auf Rücksicht auf seine Verbündeten.

Der Zeitpunkt für den Luftangriff war günstig. Die Hisbollah, Irans Lebensversicherung, die Israel aus dem nahen Libanon bedrohte, ist nach den Pager-Attentaten ebenso geschwächt wie die Hamas nach dem Krieg. Irans Luftverteidigung war nach einem vorherigen Angriff geschwächt und konnte kaum noch Gegenwehr leisten. Und von US-Präsident Donald Trump sind keine Sanktionen zu erwarten, obwohl die USA bis zuletzt mit dem Iran über ein Atom-Abkommen verhandelten, was nun torpediert wurde.

Netanjahu hat mit dem Angriff auf den Iran auch seine Koalition gerettet, die im Streit um die Wehrpflicht für Ultraorthodoxe zu zerbröseln drohte. Netanjahus Plan, die Feinde seines Landes einen nach dem anderen auszuschalten, scheint vorerst aufzugehen. Er hat zuerst die Hamas im Gazastreifen, dann die Hisbollah im Libanon, dann Syrien und nun den Iran empfindlich getroffen. Militärisch haben die Feinde Israels keine Chance. Der Preis des Sieges ist der Hass auf Israel, der wächst. Dauerhafte politische Sicherheit kann jedoch nur diplomatisch gewonnen werden. Friedensabkommen halten dann, wenn beide Seiten damit leben können. Davon ist der Nahe Osten derzeit aber weiter entfernt als je zuvor.