REUTLINGEN. Robert Habeck soll es für die Grünen richten. Der gut aussehende Apothekersohn und promovierte Germanist aus Schleswig-Holstein war vor seinem Einstieg in die Politik Schriftsteller. Er kann sich gewählt ausdrücken und ist Vegetarier. Das macht ihn für seine Klientel sympathisch. Ein gelernter oder studierter Ökonom ist Habeck, der erst im Alter von 33 Jahren Grünenmitglied und bereits zehn Jahre später Minister wurde, dagegen nicht.
Die Wahlen in Brandenburg haben gezeigt, dass ein beliebter Politiker gegen den Bundestrend Wahlen gewinnen kann. Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat sich sogar nach seiner Parteivorsitzenden benannt. Für die Grünen ist es in ihrer derzeitigen Krise deshalb nur konsequent, den Wahlkampf auf ihren beliebtesten Politiker auszurichten. Ob der Begriff »Kanzlerkandidat« angesichts der Umfragewerte besonders hervorgehoben werden muss, erscheint fraglich. Allerdings sagten dies vor der letzten Bundestagswahl auch einige über Olaf Scholz, der dann tatsächlich Bundeskanzler wurde.
Doch die politische Bilanz des Ministers Robert Habeck ist durchwachsen. Als Landesminister brachte er in Schleswig-Holstein unter günstigen Bedingungen den Ausbau der Windenergie voran. Als Bundesminister agierte er in seinem Kernbereich Klimaschutz glücklos. Das Heizungsgesetz wurde zu einer Pleite, auch weil handwerklich Fehler gemacht wurden. Bei der sogenannten »Arsch-hoch-Prämie« schätzte Habeck den Widerstand in der eigenen Partei und bei den Koalitionspartnern falsch ein. Und jetzt kommt mit der Konjunkturdelle der nächste Tiefschlag. Für eine Kanzlerkandidatur sind das keine guten Aussichten.