Robert Habeck als normaler Abgeordneter, der anderen die Bühne überlässt? Der ehemalige grüne Vizekanzler und Kanzlerkandidat als kleines Rädchen ? Das konnte sich so recht niemand vorstellen. Und deshalb überraschen Berichte, er wolle sich zur Sommerpause aus dem Parlament zurückziehen, nicht. Er hatte seine Zeit und seine Chance, für die Grünen Historisches zu erreichen. Doch er ist gescheitert. Auch ganz persönlich.
Habeck hat ebenso wie seine Partei nicht erkannt, dass jemand, der den Bürgern eine Ungeheuerlichkeit wie sein Heizungsgesetz vor die Füße geknallt und damit vielen Menschen schlaflose Nächte bereitet hat, kein Aushängeschild ist. Der Minister hat dennoch versucht, die Partei ganz auf sich auszurichten, hat mit Franziska Brantner eine Vertraute an der Parteispitze installiert. Doch die Grünen waren nicht bereit, ihm bedingungslos zu folgen. Als Habeck kurz vor der Bundestagswahl seine Sicherheitsoffensive aus dem Hut zauberte, kam der stärkste Gegenwind aus den eigenen Reihen.
Nach der Wahlniederlage müssen sich die Grünen neu (er-)finden. Wofür wollen sie künftig stehen? Offensichtlich nicht für das, wofür Habeck steht. Mit einer schonungslosen Wahlanalyse und der Formulierung klarer Positionen tun sie sich schwer. Das Führungsduo aus Brantner und Felix Banaszak ist eher farblos geblieben. Spätestens, nachdem sie mit Union und SPD den Schuldenpakt ausgehandelt haben, und Außenministerin Annalena Baerbock ihren Abgang nach New York angekündigt hat, bilden die Fraktionschefinnen Katharina Dröge und Britta Haßelmann das eigentliche Machtzentrum. Konflikte und Flügelkämpfe sind programmiert. Verständlich, dass Habeck sich das nicht mehr antun will.