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Aktuell Außenpolitik

Großbritannien mischt wieder in Europa mit

Premierminister Keir Starmer tritt als Vermittler zwischen den USA und der EU auf

Der britische Premier Sir Keir Starmer (Mitte) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (links) und dem französische
Der britische Premier Sir Keir Starmer (Mitte) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (links) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. FOTO: TALLIS/DPA
Der britische Premier Sir Keir Starmer (Mitte) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (links) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. FOTO: TALLIS/DPA

LONDON. Premierminister Keir Starmer steht zur Zeit glänzend da. Mit seiner geschickten Vermittlungsrolle im transatlantischen Beziehungsdrama meldete sich der Brexit-Brite wieder als Player im europäischen Konzert zurück und spielt sich in die erste Reihe. Selbst seine Kritiker geben zu: Starmers diplomatische Manöver haben ihn zu einer Führungsfigur in Europa gemacht. Er sei »ein Mann mit einer Mission«, war im konservativen Politi-Magazin Spectator über ihn zu lesen. Er mache Großbritannien nach dem Brexit wieder »zu einer wichtigen und bedeutenden Macht auf der globalen Bühne«.

Starmer hat schnell reagiert, als der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymy Selenskyj eskalierte. Er hat sich ans Telefon gehängt, sich mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron abgestimmt und auf einem Ukraine-Sondergipfel in London eine gemeinsame Linie zimmern können. Nachdem Trump die amerikanischen Ukraine-Hilfen aussetzte, hat Starmer gegenüber Wolodymyr Selenskyj klargestellt, dass er jetzt einlenken muss. Das Ergebnis: Ein von Starmer, Macron und Nato-Chef Mark Rutte in Abstimmung mit Selenskyj ausgearbeiteter Entwurf eines Friedensplanes sei Präsident Trump schon vorgelegt worden, meldete der Fernsehsender ITV am Dienstagabend.

Es bleibt abzuwarten, wie weit das führt. Unbestritten ist, dass sich der Premierminister weiterhin um die Ukraine und eine geschlossene Haltung des Westens bemühen wird. Für seine Rolle als Mittelsmann zwischen einem erratischen US-Präsidenten und Europa bringt Starmer eine Reihe von Qualifikationen mit.

Gutes Verhältnis zu Trump

Zum einen hat er ein gutes persönliches Verhältnis mit Trump – die Chemie zwischen den beiden stimmt. Zudem hat Großbritanniens Stimme als sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt Gewicht. Auch ist das Königreich neben Frankreich die stärkste Militärmacht Europas mit Atomwaffen und ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat. Und schließlich genießt der britische Regierungschef anders als viele seiner EU-Amtskollegen eine unangefochtene innenpolitische Situation. Mit einer großen absoluten Mehrheit im Unterhaus darf Starmer davon ausgehen, bis 2029 durchregieren zu können – länger als Trump. Man darf davon ausgehen, dass der britische Premier auf Dauer eine führende Rolle spielen wird. (GEA)