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Grünen-Parteitag: Von jetzt an Team Habeck

Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen
Habeck räumt Fehler ein - will aber draus lernen. Foto: Michael Kappeler/DPA
Habeck räumt Fehler ein - will aber draus lernen.
Foto: Michael Kappeler/DPA

Robert Habeck ist ein Kommunikationstalent. Seine Bewerbungs-rede war der Höhepunkt des Grünen-Parteitags in Wiesbaden, dessen Regisseure ganze Arbeit geleistet hatten: Die Grünen sind nun Team Habeck. Er hat geliefert und die Delegierten in seinen Bann gezogen. Weil er anders auftritt als Olaf Scholz und Christian Lindner, die beiden anderen Alphamänner der gescheiterten Ampel. Der Vizekanzler zeigt Demut, spricht von Selbstzweifeln, davon, dass er an Rücktritt gedacht hat. Er präsentiert sich als Mensch, der mit sich ringt und es sich, seiner Partei und den Menschen nicht einfach macht.

Auf dem Parteitag hatte er damit Erfolg: Mit 96,48 Prozent haben sie ihn zum »Kandidaten für die Menschen« gewählt, was vor dem Treffen keineswegs sicher war. Das nicht überragende Ergebnis, mit dem seine Vertraute Franziska Brandner zur Co-Vorsitzenden gewählt wurde, zeigt: Die Grünen wissen zwar, worum es geht, und sie wissen, dass es zu Habeck keine Alternative gibt. Er ist derjenige, mit dem sie nach den vergangenen Wahlschlappen auf ein ordentliches Ergebnis hoffen können und der ihnen die Plätze auf der Regierungsbank sichern kann. Überzeugt jedoch sind viele nicht davon, dass eine Koalition mit der Union erstrebenswert ist. Die Flügelkämpfe könnten schnell wieder aufflammen.

Habeck weiß, dass er nicht Kanzler werden wird. Doch er weiß auch, dass die Grünen möglichst stark werden müssen, um etwa von einem Kanzler Friedrich Merz nicht an die Wand gedrückt zu werden. Freiheit: Das war der Begriff, den er in seiner Rede besonders oft im Mund führte. Er war einst der Markenkern der FDP, nun will Habeck damit das Image der Grünen als Verbots- und Erziehungspartei abstreifen. Er setzt auf die Vergesslichkeit des Wahlvolks, dem er, Stichwort Heizungsgesetz, viel zugemutet hat. Und er setzt auf die, das war der zweite Schlüsselbegriff, Frauen. Er, der Emotionale, der Frauenversteher gegen Scholz und Merz: Was für ein Kontrast. Zumindest, um die SPD zu überholen, könnte es reichen.

 

politik @gea.de