REUTLINGEN. Bisher gab es lediglich die Befürchtung, nun ist es amtlich: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sollen im kommenden Jahr um 0,8 Prozentpunkte steigen. Bei dem Wert handelt es sich aber nur um eine theoretische Größe, wie sehr der Beitragssatz steigt, entscheidet jede Krankenkasse für sich. Hintergrund sind die stark angestiegenen Ausgaben in Krankenhäusern und bei Medikamenten.
Nötige Reformen wurden versäumt
Einen so starken Anstieg hat es in den letzten 50 Jahren nicht gegeben. Nun rächt es sich, dass mehrere Gesundheitsminister es in Zeiten voller Kassen versäumt haben, nötige Reformen einzuleiten. Die Ampel-Koalition hatte in ihrem Koalitionsvertrag außerdem vereinbart, Kassenbeiträge von Bürgergeldempfängern aus Steuermitteln zu finanzieren. Auch das ist bisher nicht geschehen. Dieser Umstand wird mit für den Beitragssprung verantwortlich gemacht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht zwar, die Kosten mit Reformen in den Griff zu bekommen, geschafft hat er es aber bisher nicht. Auch privat Versicherte sind vor der Kostenspirale nach oben im Gesundheitsbereich nicht gefeit, auch bei ihnen drohen Anfang kommenden Jahres massive Beitragserhöhungen.
Umsteuern dringend notwendig
Durch höhere Sozialbeiträge werden vor allem kleine und mittlere Einkommen stärker belastet. Steigende Sozialbeiträge addieren sich dabei auf die bereits gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise. Ein Umsteuern ist dringend notwendig. Unser Land gerät sonst in eine Schieflage, in der Gesundheit kaum noch bezahlbar sein wird.