Ausgerechnet die AfD inszeniert sich als letzte Friedenspartei und fordert in einem Antrag Friedensverhandlungen mit Russland. Einige ostdeutsche Politiker wie Björn Höcke haben sogar Putins Propaganda vom Ukraine-Krieg als Verteidigung gegen die Nato-Aggression übernommen. Ein AfD-Abgeordneter trat gar in einer russischen Propaganda-Talkshow auf. Teilen der Partei gilt der Schwulenhasser Putin gar als letzter Verteidiger traditioneller Werte. Die übrigen Parteien reagieren mit ritualisierter Empörung auf den AfD-Vorstoß.
Geschickt nutzt die AfD Meinungen, die in der Bevölkerung vorhanden sind und die mittlerweile von keiner demokratischen Partei mehr vertreten werden. Was ist aus den grünen Rüstungskritikern und den linken Pazifisten geworden? Sie melden sich kaum noch zu Wort. Teile bestimmter Bevölkerungsgruppen wie konservative Russlanddeutsche und viele Menschen in Ostdeutschland fühlen sich im politischen Mainstream und von vielen Medienschaffenden nicht mehr repräsentiert.
Die Politiker der klassischen Parteien machen es sich zu einfach, wenn sie es in der Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten bei ritualisierter Empörung belassen. Sie sollten es sich nicht zu bequem machen und die inhaltliche Auseinandersetzung mit deren Argumenten suchen. Dabei würde sich durchaus der eine oder andere Widerspruch in der zwischen Ost und West ziemlich zerstrittenen AfD finden lassen. Außerdem müssen Parteien wieder lernen, Außenseitermeinungen wie die eines Boris Palmer zuzulassen. Wenn sich bestimmte Gruppen in den demokratischen Parteien nicht mehr wiederfinden, dann wechseln sie zu den Extremisten.