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Aktuell Kommentar

FDP-Austritt von Volker Wissing: Land wichtiger als Partei

Die Ampel würde noch bestehen, wenn alle ihre Protagonisten so denken würden wie Volker Wissing, analysiert GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Volker Wissing bleibt lieber Minister als FDP-Mitglied.
Volker Wissing bleibt lieber Minister als FDP-Mitglied. Foto: Andreas Arnold/dpa
Volker Wissing bleibt lieber Minister als FDP-Mitglied.
Foto: Andreas Arnold/dpa

REUTLINGEN. Volker Wissing bleibt lieber Verkehrsminister als Mitglied der FDP. Mit einem betont gut gelaunten Auftritt vor Journalisten wirkt der gelernte Verwaltungsrichter und Weingutbesitzer fast schon erleichtert darüber, sich von seinem bisherigen Chef Christian Lindner lossagen zu können. Wissing begründet seinen Schritt damit, wichtige Sachprojekte vorantreiben zu wollen.

Die Stellungnahmen zu Wissings Schritt sind erwartbar und entsprechen denen zu anderen Parteiwechslern. Die bisherigen Parteifreunde sehen ihn als Verräter, die bisherigen Koalitionspartner als Kronzeugen dafür, dass die Ampel an Christian Lindners Eitelkeit und Kompromissunfähigkeit gescheitert ist. Wissing selbst, der in Rheinland-Pfalz über Jahre an einer erfolgreichen Ampel beteiligt war, also ein Ampel-Urgestein ist, inszeniert sich als einer, dem Sachpolitik über Parteidogmatik geht.

Wissing kann sich den Parteiaustritt leisten, weil er finanziell unabhängig ist und einen Zivilberuf erlernt hat. Auf einen Karrieresprung durch den FDP-Austritt ist er weder angewiesen, noch ist ein solcher in Sicht. Man kann ihm deshalb glauben, dass er aus Überzeugung und nicht aus Kalkül handelt. Wenn alle Ampelpolitiker so gedacht und die Interessen des Landes über die Parteiinteressen gestellt hätten, wäre die Koalition möglicherweise erfolgreicher gewesen und nicht gescheitert.