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Europa demonstriert Einigkeit

Europa demonstriert Einigkeit. Doch die schönen Bilder können nicht über die Spaltung in der Ukraine-Frage hinwegtäuschen, meint GEA-Redakteurin Miriam Steinrücken. Das befeuert Russlands Aggression. Putin denkt sowieso, Europa sei ein leichtes Opfer.

Das Weimarer Dreieck zu Gast in Berlin: Olaf Scholz (von rechts nach links), Emmanuel Macron und Donald Tusk beraten das weitere
Das Weimarer Dreieck zu Gast in Berlin: Olaf Scholz (von rechts nach links), Emmanuel Macron und Donald Tusk beraten das weitere Vorgehen im Ukraine-Krieg. Foto: Christoph Soeder/dpa
Das Weimarer Dreieck zu Gast in Berlin: Olaf Scholz (von rechts nach links), Emmanuel Macron und Donald Tusk beraten das weitere Vorgehen im Ukraine-Krieg.
Foto: Christoph Soeder/dpa

REUTLINGEN. Abschrecken oder wegducken: Was ist die beste Verteidigung gegen den Angreifer? Darum geht es beim Treffen des Weimarer Dreiecks in Berlin. Die Strategie wirkt aber nur, wenn Deutschland, Frankreich und Polen geschlossen dahinter stehen. Darum demonstriert das europäische Dreigestirn Einigkeit. Doch die schönen Bilder können nicht über die Spaltung in der Ukraine-Frage hinwegtäuschen.

Frankreich liefert der Ukraine Marschflugkörper und ist bereit, europäische Bodentruppen zu entsenden. Damit setzt der Nachbar auf Abschreckung. Das Kalkül dahinter: Europas Freiheit wird in der Ukraine verteidigt. Wenn die Ukraine fällt, greift Putin weitere Ost-Staaten an und erobert schrittweise die Sowjetunion zurück. Notfalls mittels Atomwaffen. Das wäre Selbstmord, würde es doch den nuklearen Gegenschlag der USA und den Dritten Weltkrieg provozieren - unter normalen Umständen.

Doch wenn Trump ins Weiße Haus zurückkehrt, wird er wohl weder die Ukraine noch Europa vor Russland schützen. Ohne gemeinsame Armee und mit kleinem Wehretat kann der Staatenbund sich nicht selbst verteidigen. Darum ist es richtig, dass Kanzler Scholz rote Linien zieht. Während sich bei der Taurus-Lieferung noch darüber streiten lässt, würden Bundeswehr-Soldaten auf ukrainischem Boden Deutschland zur Kriegspartei machen.

Egal, welche Strategie Europa wählt: Es sollte Geschlossenheit demonstrieren. Alleingänge und Richtungsstreits, wie zuletzt zwischen Macron und Scholz öffentlich ausgetragen, sind eine Einladung an Putin. Der Diktator glaubt sowieso, Demokratien seien leichte Opfer. (GEA)